Die Arbeitslosigkeit und seine Folgen

Kampf um das Überleben

Falladas Roman Kleiner Mann – was nun? spielt in der Zeit am Ende der Weimarer Republik, in der es aufgrund der Weltwirtschaftskrise zu sehr hohen Arbeitslosenzahlen kommt (siehe Epoche „Die Weltwirtschaftskrise“).  Jeder, der seinen Arbeitsplatz in dieser Periode behalten konnte, durfte sich in gewisser Weise glücklich schätzen und privilegiert fühlen.

Für Pinneberg ist es, ebenso wie für Millionen andere Menschen auch, damals das Wichtigste, dass er nicht arbeitslos wird, weil anderswo keine Stelle zu erhalten ist (S. 67). Dafür ist Pinneberg bereit, zu lügen, sich zu verstellen und sich unterdrücken zu lassen. Nur diese Entbehrungen ermöglichen es ihm, seiner Familie ein angemessenes Leben zu bieten.

Emma hat als Angestellte auch unter ihren Kollegen leiden müssen. In der ersten Nacht, die sie in Ducherow verbringen, führt der enorme psychische Druck dazu, dass sie schlafwandelt und glaubt, noch im Geschäft zu sein, in dem sie wegen eines Fehlers gerügt wird (S. 68). Noch viele weitere Nächte leidet sie unter Albträumen, in denen ihre Kollegin Burmeister sowie Bruder und Vater vorkommen (S. 68). Es bedeutet für sie eine enorme Entlastung, nun als Hausfrau arbeiten zu können.

Macht und Machenschaften

Durch das enorme Angebot an billigen Arbeitskräften sind die Angestellten der Willkür ihrer Arbeitgeber schutzlos ausgeliefert. Der Geschäftsmann Emil Kleinholz wird zum Beispiel als „Herr über das Auskommen vom Jungen, dem Lämmchen und dem noch ungeborenen Murkel“ (S. 76) bezeichnet. Er wird im Laufe der Ereignisse sogar zum „Ungeborenen Herr“ und zur „Schranke zwischen einem auskömmlichen Leben und einem elenden“ (S. 110).

Pinneberg hasst Kleinholz dafür, dass er „die Rechte über ihn hat“ (S. 115), und versteht nicht, warum sein Chef so viel Macht über ihn hat, obwohl er nur geringes Gehalt bekommt und ständig unbezahlte Überstunden machen muss. Schließlich wird Pinneberg nicht aus beruflichen, sondern aus privaten Gründen entlassen, da er sich weigert, die Tochter seines Chefs zu heiraten. Kleinholz hat Angst, dass sonst sein Ansehen bei seiner Frau darunter leiden würde.

In Berlin verschärfen sich diese Probleme weiter. Pinneberg erhält hier eine Anstellung im Warenkaufhaus Mandel nur wegen des Liebhabers seiner Mutter, der ihn als seinen unehelichen Sohn vorstellt. Pinneberg ist bitter enttäuscht, als er schmerzhaft erkennen muss: „Zeugnisse nützen nichts, Tüchtigkeit nützt nichts, anständig aussehen nützt nichts, Demut nützt nichts – aber so ein Kerl wie der Jachmann – der nützt!“ (S. 166).

Pinnebergs Kollege Heilbutt bemerkt, dass sie als Angestellte für ihre Vorgesetzten nur „Dinger“ verkörpern, „aus denen die sich mästen“ (S. 205). So bringt es der Angestellte in einem Seifengeschäft sehr deutlich auf den Punkt: „„Angestellter, ich muss immer lachen, Angeschissener sollte das heißen.“ (S. 231).

Der Kampf unter den Angestellten

Diese Situation am Arbeitsplatz führt zu einer extremen Spannung zwischen den Arbeitskollegen. Nicht mehr nur die Chefs von Pinneberg sind seine Feinde, sondern auch seine Arbeitskollegen. Dies wird bereits deutlich, als er noch für Kleinholz arbeitet. Sein Kollege Schulz lässt sich auf Kosten von Pinneberg beurlauben und lügt dabei zu seinem Vorteil seinen Chef an (S. 105).

Pinneberg schlägt seinen beiden Kollegen Schulz und Lauterbach vor, dass sie alle drei zusammen kündigen sollen, sollte Kleinholz wirklich einen von ihnen entlassen. Damit will er sich gemeinsam mit seinen Kollegen gegen die Unterdrückung durch Kleinholz wehren. Doch obwohl alle drei diesem Vorschlag zustimmen, halten sich Pinnebergs Kollegen nicht daran, als dieser schließlich entlassen wird (S.123-124). Schulz und Lauterbach denken in diesem Moment n...

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