Wolfgang Stremplin
Ein unauffälliger Einzelgänger
Wolfgang Stremplin ist ein junger Mann im Alter von 18 Jahren (S. 172). Er tritt in der Novelle „Im Krebsgang“ vor allem als Chatter in der Rolle des „David“ auf. Erst gegen Ende der Handlung lernt der Leser Wolfgang persönlich kennen, kurz bevor er von seinem Kontrahenten Konny Pokriefke erschossen wird.
Wolfgang stammt aus einer deutschen Familie mit christlicher Tradition (S. 181), wohnt in Karlsruhe und ist der älteste von drei Brüdern (S. 172). Seine Eltern sind gebildete Leute: Der Vater ist Atomphysiker, die Mutter Musikpädagogin (S. 173). Wolfgang geht aufs Gymnasium und steht kurz vor seinem Abitur, als sein Leben beendet wird (S. 192).
Wolfgangs Erscheinungsbild ist unauffällig. Er hat dunkelblonde, gewellte Haare (S. 200) und ist ziemlich klein, jedenfalls einen Kopf kleiner als Konny. Er hat eine etwas breitere Figur (S. 174).
Seine Mutter beschreibt ihn als „Sonderling“, weil er ein Einzelgänger war. Er hatte nie eine romantische Beziehung oder richtige Freundschaften zu Gleichaltrigen, sondern nur Bekanntschaften aus dem Tischtennisverein (S. 185). Tischtennis ist Wolfgangs Hobby (S. 49), doch seine Leidenschaft ist eine andere: die Beschäftigung mit der Geschichte des David Frankfurter, der Wilhelm Gustloff erschossen hatte.
Personenkult und Alter Ego
Wolfgang hat sich, als er von den Gräueltaten des NS-Regimes den Juden gegenüber erfuhr, in tiefe Schuldgefühle gestürzt. Mit vierzehn begann er deswegen, „alles Jüdische irgendwie heilig“ zu finden, wie seine Mutter erzählt (S. 185). Dennoch muss man anmerken, dass Wolfgang kritisch gegenüber Israels Besatzungspolitik in Palästina ist (S. 118).
Bei seiner emotionalen Vertiefung in die jüdischen Schicksale hat Wolfgang eine Heldenfigur gefunden: den jüdischen Studenten David Frankfurter, der 1936 den Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, erschoss. Über ihn...