Konny
Ein intelligenter Einzelgänger
Konrad Pokriefke ist der Sohn des Erzählers Paul Pokriefke in der Novelle „Im Krebsgang“. Von allen wird er „Konny“ genannt. Er ist 17 Jahre alt (S. 195). Er sieht jünger aus, als er ist, aber wenn er redet, wirkt er älter (ebd.). Er ist ein hochgewachsener, schlaksiger Jugendlicher (S. 82) mit lockigen Haaren, einem auffällig kleinen Mund und Brille (S. 75). Er trägt unauffällige Kleidung und sieht wie ein netter, etwas altkluger Junge aus (ebd.).
Er wächst bei seiner Mutter in Mölln auf und trifft seinen Vater selten. Seine Mutter Gabi meint, er sei ein Einzelgänger und „schwer zu sozialisieren“ (S. 67), aber er gilt als hochintelligent und hochsensibel (S. 44). Seine schulischen Leistungen sind überdurchschnittlich (S. 117). Er spielt sehr gerne Tischtennis (S. 174), aber ansonsten hat er keine Hobbys, die außerhalb der Wohnung stattfinden. Konny hat eine Freundin namens Rosi (S. 25), aber für Gruppenaktivitäten interessiert er sich nicht. Stattdessen sitzt er viel zu Hause vor seinem Computer, den seine Großmutter ihm geschenkt hat, als er fünfzehn war (S. 68). Mit siebzehn zieht Konny nach Schwerin zu seiner Großmutter (ebd.).
Ein untypischer Neonazi
Konny denkt hauptsächlich vergangenheitsbezogen (S. 67). Für ihn stellen die „Kraft durch Freude“-Aktionen der Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren perfekten Sozialismus dar (S. 88). Konny ist ein Gegner starker Klassenunterschiede. Er meint, heutzutage regiere die Plutokratie, und deren Herrscher würden sich aus den Reichen der Welt, dem „Weltjudentum“, formieren (S. 65). Grundsätzlich, so sagt Konny, habe er aber nichts gegen Juden, solange sie in Israel blieben (S. 196). Sie würden aber nicht mit den „arischen Völkern“ (ebd.) zusammenpassen. Konny vertritt eindeutig rassistische Ansichten und vermischt diese mit der Grundeinstellung, dass es soziale Gleichheit geben sollte.
Der frühere Landesgruppenleiter der NSDAP in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, ist für Konny ein Held. Dass Wilhelm Gustloffs Grabmal in Schwerin von den russischen Besatzungsmächten zerschlagen und das Haus seiner Gedenkstätte enteignet wurde, ist Konny ein Dorn im Auge (S. 170). Konny will am liebsten, dass aus Wilhelm Gustloffs ehemaliger Gedenkstätte ein Museum gemacht werden würde, in welchem seine und die Geschichte des nach ihm benannten Schiffes dargestellt werden könnten (S. 171). Um für diesen Wunsch Unterstützung von Gleichgesinnten zu bekommen, hält Konny als Sechzehnjähriger einen Vortrag vor Neonazis in Schwerin (S. 81). Allerdings passt er weder äußerlich noch intellektuell noch rhetorisch zu den „Glatzen“ im Publikum. Er hetzt nicht gegen Ausländer und ist nic...