Analyse Film – Buch
Tatsächlich neigt die Verfilmung immer wieder zu übermäßiger Dramatisierung: Die Szene, in der Elmar das Auto holen will, um Hannah und Uli zu retten, den Schlüssel jedoch nicht findet, wirkt sehr gequält und trägt nicht sonderlich viel zur Handlung bei. Nach Ulis Tod wechselt die zuvor betont heitere Musik zu düsteren Tönen, Hannahs Wahrnehmung geschieht in Zeitlupe, sie hört alles nur noch gedämpft, sie verschwindet hinter der „strahlenden“ Sonnenspiegelung im Autofenster der Heublers. Auch die langsame Kamerafahrt weg von Hannah, nachdem sie am Bahnhof zusammengebrochen ist, ist ein altbekanntes Stilmittel, das hier eher blutleer daherkommt; ebenso, wie die verschwommenen, sterilen Krankenhausbilder aus Hannahs Perspektive, wenn sie aus ihrer Ohnmacht erwacht. Wenn Hannah später im Hospital das Fenster nicht öffnen kann, scheint ihr auch die Zukunft verschlossen. Und wenn sie in ihrer neuen Schule ausgegrenzt wird, fallen auf dem Schulhof die Herbstblätter von den Bäumen. Hier lassen die Macher hinsichtlich der Bilder, die sie kreieren, deutlich Kreativität vermissen.
Sehr zwiespältig muss in dieser Hinsicht auch die Beurteilung der Liebesgeschichte zwischen Hannah und Elmar betrachtet werden. Während Hannah mitten in der Pubertät ihre Unabhängigkeit von der Familie sucht und nicht, wie Janna-Berta im Buch, stolz darauf ist, auf Uli aufpassen zu dürfen, will Elmar verzweifelt dazugehören: Er fühlt sich weder von seinen Eltern noch von seinen Mitschülern verstanden und sucht Halt. Diese Paarung an sich funktioniert gut und wird zudem bildlich sehr schön unterstrichen, wenn Hannahs und Elmars erster Kuss im Theaterraum nahe der ausrangierten Kulisse einer Weltraumlandschaft stattfindet: Ihre beiden Welten kollidieren, und plötzlich ist alles anders. Dies ist eine Geschichte, die im Buch de facto nicht existiert und die an vielen Stellen des Films dafür sorgt, dass es Hannah bei Weitem nicht so dreckig geht wie ihrer literarischen Vorlage Janna-Berta, der zunächst jede Hoffnung genommen wird und der immer wieder alle Leute wegsterben, mit denen sie sich gerade...