Kritik
Lessing impliziert in seinem bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti“ eine Kritik am Hof und an den dort lebenden Menschen. So sind die adligen Handelnden im Stück (der Prinz und Marinelli) von politischen Idealen bestimmt und richten sich nach diesen aus. Beim Prinzen kommt dies in Form der bevorstehenden Zwangsheirat aus politischen Gründen zum Ausdruck.
Marinelli scheint kein persönliches Handlungsmotiv zu haben. Seine Intrigen gründen sich lediglich auf dem Wunsch des Prinzen, Emilia Galotti nah zu sein. Marinelli wirft alle moralischen Bedenken und Werte über den Haufen und agiert angetrieben durch den Willen des Prinzen. Genau aus diesem Punkt gewinnt er selbst an Macht und Kraft. Er wirkt in seinen Taten wie eine Maschine, die starr nach der gegebenen Ordnung handelt. Das heißt, er hinterfragt nicht, ob es angebracht ist, den Wunsch des Prinzen zu erfüllen. Stattdessen tut Marinelli dies einfach und rechtfertigt sein Verhalt...