Vergangenheit und Gegenwart
Machtmonopol und Abkapselung
In 1984 herrscht die Partei vollkommen totalitär und autoritär. Es gibt keine anderen Organisationen, die ihr die Macht streitig machen können. Das Machtmonopol wird dazu ausgenutzt, um die parteiliche Ideologie in jeden Menschen zu indoktrinieren. Durch die staatlich gelenkte Propaganda, die ständige Überwachung, die grauenvolle Folter und die beigebrachte Selbstkontrolle durch Doppeldenk beherrschen die Parteifunktionäre jeden Lebensbereich. In diesem eng gesponnenen Netz ist es für sie außerdem ein leichtes, Widerständler aufzuspüren und sie anschließend einer Gehirnwäsche zu unterziehen oder zu eliminieren.
Für das Fortbestehen der gesellschaftlichen Ordnung ist es essenziell, dass die Menschen völlig abgekapselt von der Außenwelt und der Vergangenheit leben: „Abgeschnitten vom Kontakt mit der Außenwelt und der Vergangenheit, gleicht der Bürger Ozeaniens einem Menschen im interstellaren Raum, dem jede Möglichkeit fehlt, festzustellen, wo oben und wo unten ist“ (S.239f.). Dadurch werden der Bevölkerung alle Vergleichsmaßstäbe entzogen – sie kennt nur die Ideologie der Partei und diese wird über alle Medienkanäle als unfehlbar und überlegen dargestellt.
Gewisse Parallelen zum Dritten Reich sind hier zu bemerken. Ab 1933 stellte der Rundfunk im nationalsozialistischen Deutschland ein Propaganda-Instrument zur Verfügung: Den "Volksempfänger“, der auch als „Goebbelsschnauze" bezeichnet wurde, besaß bald fast jeder Deutsche. Der populäre Radioapparat war lediglich für den Deutschlandsender und einen Bezirkssender empfangsbereit. Das Hören von Auslandssende...