Totalitarismus
Der Totalitarismus ist einem demokratischen Verfassungssystem gänzlich entgegengesetzt. Das herrschende System kann seine Bürger in allen Lebensbereichen unterwerfen und unterdrücken. Nur die politische Agenda der Herrschenden wird akzeptiert. Pluralismus, öffentliche Diskussionen und ein Parteiensystem sind dieser Gewaltherrschaft fremd. Charakteristisch sind außerdem Verfolgung, Gleichschaltung und Gewalt, um den Bürgern die gewünschte Weltanschauung zu indoktrinieren.
Das gesamte politische System Ozeaniens ist totalitär aufgebaut. Alle politische Macht liegt bei der Engsoz-Partei. Sie besitzt keine politisch-legitimierte Opposition. Ihre Gegner werden entweder eliminiert oder umerzogen. Die Parteidoktrin ist zum einzig geltenden Maßstab und zur singulären Ideologie in Ozeanien erklärt worden. Ständig wird sichergestellt, dass die Partei in einem unfehlbaren Licht erscheint. Eine „Änderung der Doktrin oder ein politischer Kurswechsel“ (S.256) wird niemals öffentlich zugegeben, um die Perfektion der Partei nicht anzutasten. Stattdessen wird die Vergangenheit laufend aktualisiert, um den Eindruck zu erwecken, die Partei habe sich noch nie geirrt und schon immer in ihrer heutigen Form regiert und existiert.
Die Partei ist keine „Erbkorporation“ (S.252). Ihr geht es nur darum, sich selbst an der Macht zu erhalten: „Die Partei strebt nur aus eigenem Interesse nach der Macht. Das Wohl anderer interessiert uns nicht, uns interessiert einzig die Macht. Weder Reichtum und Luxus noch langes Leben und Glück: nur Macht, reine Macht“ (S.315f.).
Die Mitglieder werden durch ihre vollständige Unterwerfung rekrutiert: Sie müssen ihre Identität preisgeben und vollständig in der Partei aufgehen (S.317). Folglich ist die parteiliche Machtausübung kollektiv (S.317) und nicht von einzelnen, herausragenden Individuen abhängig. Engsoz wird damit zu einem überzeitlichen, allmächtigen Verband.
Gesetzte und Recht
In Ozeanien gibt es keine formulierten Gesetze und keinen schriftlich fixierte...