Erzählweise
Die Erzählweise in 1984 ist durch die Verwendung einer personalen Erzählperspektive mit erlebter Rede, inneren Monologen und Bewusstseinsströmen sehr vielseitig gestaltet.
Erlebte Rede
In der erlebten Rede werden die Gedanken und Gefühle einer Person in der dritten Person meistens im Präteritum wiedergegeben. Im Gegensatz zum inneren Monolog ist die Romanfigur jedoch nicht mit dem Erzähler gleichzusetzen: Der Leser bekommt zwar einen umfassenden Einblick in ihre Gedanken geliefert, aber eine gewisse Distanz wird dadurch gewahrt, dass sie ihre Innenwelt nicht selbst offenlegt, hier zum Beispiel: „Sein Herz hatte einen Sprung getan. Es geht los! hatte er gedacht. Ein Aufstand! Endlich schlagen die Proles los. Als er die Stelle erreicht hatte, sah er einen Mob von zwei-oder dreihundert Frauen […]“ (S.88).
Anders als im Bewusstseinsstrom ist die grammatikalische Korrektheit der Sprache gewährleistet. Dennoch unterscheidet sich die erlebte Rede von der normalen personalen Erzählsituation: Sie ist viel emotionaler, unmittelbarer und intensiver, hier zum Beispiel: „Die eigenartige Verehrung für O’Brien, die nichts zerstören zu können schien, durchströmte wieder Winstons Herz. Wie intelligent, dachte er, wie intelligent er doch ist!“ (S.327). Um diesen Effekt zu kreieren, werden diverse sprachliche Mittel verwendet.
In der erlebten Rede ist der Satzbau oft parataktisch. Aufgrund der Tatsache, dass viele Hauptsätze aneinandergereiht werden, wirkt die Sprache schlichter und dem gedanklichen Abbild einer Person nachempfunden. Spannung kann dann durch Parallelismen und Anaphern (siehe „Stilmittel“) entwickelt werden, denn der immer gleich wiederkehrende Satzbau mit dem gleichen Satzanfang scheint auf einen Höhepunkt hinzuarbeiten: „O grausames, unnötiges Missverständnis! O störrische, eigensinnige Verbannung von der liebenden Brust!“ (S.357). In diesem Beispiel wird die Direktheit der Sprache noch durch die Interjektion „O“, den elliptischen Satzbau und die Ausrufe unterstützt.
Ein weiteres Mittel, um den Leser in die Gedankengänge der Romanfigur zu involvieren, ist das Stellen von rhetorischen Fragen: „Woher wissen wir denn schon, dass zwei ...