Vertrauen

Woyzecks Entwicklung

Vertrauen ist ein wichtiges Thema in Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ und die Basis des tragischen Ausgangs der Handlung, als Maries Seitensprung mit dem Tambourmajor den Auslöser für das gesamte Drama bildet.

Zu Beginn der Handlung vertraut Woyzeck Marie, was sich darin zeigt, dass er ihr von seinen Visionen erzählt und ihr das Geld gibt, das er verdient (S. 11, 16). Er glaubt, in ihr eine feste Bezugsperson zu haben, auch wenn ihre Beziehung keinerlei körperlichen Ausdruck erfährt. Vielmehr ist sie ihm auf psychischer Ebene ein wichtiger Halt, denn er hat „sonst nichts auf der Welt“ (S. 25).

Daher vertraut er später in der 4. Szene Maries Aussage, dass sie die goldenen Ohrringe, die ihr der Tambourmajor geschenkt hat, gefunden hat, auch wenn er am Wahrheitsgehalt ihrer Aussage kurz zweifelt: „Ich hab´ so noch nix gefunden, Zwei auf einmal. […] S´ ist gut, Marie.“ (S. 16). Woyzeck vertraut seiner Geliebten auch völlig die Betreuung des gemeinsamen Kindes an, das ein verbindendes Element zwischen ihnen ist. Doch auch zu seinem Kind kann Woyzeck keine körperliche Beziehung aufbauen, dafür hat er keine Zeit.

Sein Vertrauen in Marie beginnt dann zu schwinden, als er sie in der siebten Szene zusammen mit dem Tambourmajor auf der Straße sieht. Er beginnt, sie intensiv zu betrachten und sucht in ihrem Gesicht nach Zeichen für „eine Sünde so dick und so breit“ (S. 20). Er ahnt, was geschieht, doch es ist für ihn nicht greifbar.

Kurz darauf, in der neunten Szene, wird sein Verdacht durch den Hauptmann bestätigt und es bricht für Woyzeck eine Welt zusammen. Er bittet den Hauptmann, sich diesbezüglich nicht über ihn lustig zu machen, doch dieser bekräftigt seine Aussage (S. 25). Woyzeck zeigt daraufhin deutliche körperliche Anzeichen, die durch die Vernichtung seiner letzten Vertrauensbasis entstehen und seinen inneren Zusammenbruch verdeutlichen: Er wird „kreideweiß“ und bekommt einen unregelmäßigen und hüpfenden Puls (S. 25). Ebenso beginnt er, völlig wirr zu reden, bevor er davonläuft: „Ja, und nein, ja – und nein, Herr Hauptmann ja und nein? Ist das nein am ja oder das ja am nein Schuld.“ (S. ...

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