Offenes Drama
Fragmentarischer Charakter und Stationendrama
Die Tatsache, dass Büchner vor der Fertigstellung seines Dramas gestorben ist, hatte zur Folge, dass das Werk in verschiedenen Entwicklungsstufen und in fragmentarischer Form überliefert wurde. Der Autor hat selbst keine genaue Reihenfolge der Szenen festgelegt und das Werk nicht in Akte vor seinem Tod untergliedert. Dadurch ergeben sich verschiedene Problemstellungen, die im Laufe der Zeit ganz unterschiedlich angegangen wurden.
Zunächst stellt sich die oben bereits behandelte Frage, ob es sich beim „Woyzeck“ um ein offenes oder geschlossenes Drama handelt und wie der Autor ursprünglich das Werk konzipiert hatte. Aufgrund der Tatsache, dass jede Szene für sich steht und einen in sich geschlossenen inhaltlichen Kern hat, kann das Problem der vom Autor beabsichtigten Reihenfolge nicht völlig gelöst werden. Die Frage nach der korrekten Anordnung der Szenen ist heute zwar weitestgehend zu einem allgemeingültigen Konsens gekommen, kann aber von der Diskussion des Dramas nie vollständig gelöst werden und macht auch einen Teil des Reizes aus, der dem „Woyzeck“ zugrunde liegt.
Georg Büchners Erzählung „Woyzeck“ kommt durch seinen fragmentarischen Charakter einem Stationendrama nahe. Das bedeutet, dass es in dem offenen Drama mehrere (oft kurze) Szenen gibt, die locker durch eine zentrale Figur miteinander verbunden sind. Entsprechend den Merkmalen des offenen Dramas gibt es keine absolut richtige Aneinanderreihung der einzelnen Szenen in dem Stück. Der Inhalt scheint nicht unbedingt durch bestimmte Zeit-, Raum- oder Handlungsstrukturen festgelegt zu sein. Der Hauptprotagonist Woyzeck erscheint in fast allen Szenen und verbindet die einzelnen Szenen miteinander.
Der fragmentarische Charakter des Stückes eröffnet als Theateraufführung sehr vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Immer wieder wurde und wird das Stück unterschiedlich inszeniert, umgebaut und im Ablauf verändert, was die vielen Facetten, welche die Geschichte enthält, hervorhebt. Durch diese vielfältige Gestaltungsmöglichkeit in Verbindung mit deutlichen Elementen des offenen Dramas erlaubt das Werk dem Regisseur, ganz persönliche Nuancen hinzuzufügen und d...