Das Volk im Drama

Hunger und Not

Das Volk leidet große Not und dieses Elend ist es, das es gewaltbereit macht. Seine Macht liegt in seiner Masse begründet, seine Antriebskraft sind der Hunger und die Frustration darüber, dass die Revolution bisher nur einer bürgerlichen Oberschicht zu mehr Reichtum verholfen hat. Die politische Gleichheit der Menschen wurde zwar durchgesetzt, doch ist das Land sozial weiterhin tief gespalten.

Während die Reichen die Wut der unteren Volksschichten fürchten müssen und die Mächtigen dazu gezwungen sind, sich um die Volksgunst bemühen, ist das Volk seinerseits abhängig von den Führungspersönlichkeiten. Es bedarf eines guten Redners, der die Massen an sich bindet und aufheizt. In der Anonymität der Masse ist das Volk dann zu jeder Grausamkeit fähig.

Szene I,2

Dies führt Büchner in der Szene I, 2 exemplarisch vor. Doch beginnt die Szene mit dem Bürger Simon und seiner Familie. Bürger Simon mit seinem Ehrgeiz, sich römisch-republikanisch auszudrücken, ist die komische Figur des Stückes, gleichzeitig zeigt er aber auch, wie verdreht die revolutionären Ideen im Volke aufgenommen werden können.

Durch seine Familie bekommt das hungernde Volk ein Gesicht und einen Namen. Seine Tochter Sannchen gehört zu den Mädchen, die sich prostituieren müssen, um sich und ihre Eltern über Wasser zu halten. Der aufrechte Republikaner Simon, der von seiner Familie ‚Tugend‘ einfordert, zeigt sich entsetzt, doch wird er von seiner Frau erinnert: „Hättest du nur ein Paar Hosen hinaufzuziehen, wenn die jungen Herren die Hosen nicht bei ihr herunterließen? Du Branntweinfaß, willst du verdursten, wenn das Brünnlein zu laufen aufhört, he (I,2)?“.

Angesichts der Existenznot muss die ‚Tugend‘ auf der Strecke bleiben, das sieht am Ende der Szene auch der  Vater ein, der selbst einem Laster, nämlich der Trunksucht, verfallen ist. Doch zunächst schreit er nach einem Messer, um seine entehrte Tochter nach römischem Vorbild zu töten. Ein Bürger schaltet sich ein:

Ja, ein Messer, aber nicht für die arme Hure, was tat sie? Nichts! Ihr Hunger hurt und bettelt. Ein ...

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