Robespierres Zweifel - Akt I Szene 6
”Geh nur! Er will die Rosse der Revolution am Bordell halten machen (...); sie werden Kraft genug haben, ihn zum Revolutionsplatz zu schleifen (I,6)”, sagt Robespierre zu sich selbst, kaum dass Danton gegangen ist. Er versteht die quasi animalische Kraft, die Eigendynamik der Revolution, der kein Einzelner Herr werden kann. Er fühlt sich im Recht – doch ein Zweifel taucht auf: Sollte er Danton nur aus dem Weg haben wollen, weil dieser ein ernsthafter politischer Gegner ist? ”Sie werden sagen[,] seine gigantische Gestalt hätte zuviel Schatten auf mich geworfen und ich hätte ihn aus der Sonne gehen heißen. Und wenn sie Recht hätten (I,6)?”
Doch Danton besinnt sich wieder auf seine Ideologie und versichert sich, dass es der Republik wegen nötig sei, ihn aus dem Weg zu schaffen. Doch will er selbst nicht die Verantwortung für Dantons Tod übernehmen, er weist sie stattdessen der Dynamik der Revolution selbst zu, indem er feststellt: ”Wer in einer Masse, die vorwärts drängt, stehen bleibt, leistet so gut Widerstand[,] als trät’ er ihr entgegen; er wird zertreten (I,6).”
Dantons Vorwurf, dass Robespierre die Tugend nur hochhalte, um sich über andere Menschen erhaben zu fühlen, und seine Tugend wie hohe Schuhabsätze trage, lässt Robespierre jedoch nicht los. ”Ich mag so viele Lappen darum [um den Gedanken] wickeln[,] als ich will, das Blut schlägt immer durch. – Nach einer Pause: Ich weiß nicht, was in mir das Andere belügt (I,6)”. In Robespierre regt sich ein Gewissen – auch wenn er sich Danton gegenüber weigert zuzugeben, dass auch Unschuldige unter seiner Herrschaft zu Tode kommen. Das unterscheidet Robespierre von St. Just, der die Revolution zynisch mit einer Naturkatastrophe vergleicht, die Menschen vernichtet, ohne nach Schuld oder Unschuld zu fragen.
Robesp...