Der Hessiche Landbote, Danton und Lenz
Eine leichte Hirnhautentzündung zwingt ihn zu einem kurzzeitigen Aufenthalt bei seinen Eltern in Darmstadt, wo er beginnt, sich intensiv mit der Französischen Revolution auseinanderzusetzen. Er erkennt, dass der Lauf der Geschichte nicht von begabten Individuen und ihrem Willen bestimmt wird, sondern vom Zufall und der Gewalttätigkeit der Menschen. „Ich fühle mich wie zernichtet unter dem grässlichen Fatalismus der Geschichte“, schreibt er im Januar 1834 an seine Verlobte.
Dennoch fühlt er sich verpflichtet, in den Lauf der Geschichte einzugreifen. In dem Brief an seine Eltern hatte er die Meinung geäußert, Deutschland wäre noch nicht bereit für die Revolution, weil das Volk noch nicht bereit sei. Er macht es sich daher zur Aufgabe, dem Volk seine Situation vor Augen zu führen und es kampfbereit zu machen.
Mit dem Schulrektor Friedrich Ludwig Weidig und anderen Oppositionellen gründet er den „Preßverein“ und konzipiert ein Flugblatt, in dem er die Not der Bauern dem Wohlleben der Reichen (die reichen Bürger eingeschlossen) antithetisch gegenüberstellt und den hessischen Bauern vorrechnet, wie viel Steuern und Abgaben sie zahlen und wofür der Staat das Geld verwendet bzw. verschwendet. Weidig, der auch das liberale Bürgertum hinter sich versammeln will und Büchners Radikalität nicht teilt, redigiert die Streitschrift in seinem Sinne und ersetzt Büchners Ausdruck „die Reichen“ mit „die Vornehmen“.
Im Juli 1834 wird der „Hessische Landbote“ in aller Heimlichkeit in Offenbach am Main gedruckt. Unter den in das Vorhaben Eingeweihten befindet sich jedoch ein Spitzel. Als Karl Minnigerode einen Teil der gedruckten Flugschriften abholt, um sie nach Gießen zu bringen, wird er festgenommen.
Büchner schafft es jedoch, viele seiner Freunde zu warnen. Sein Zimmer wird durchsucht, er wird verhaftet und verhört. Er verteidigt sich aber so geschickt, dass Untersuchungsrichter Konrad Georgi ihn wieder freilässt. Jedoch wird Büchner weiterhin überwacht. Die nicht beschlagnahmten Exemplare des „Hessischen Landboten“ sind in Umlauf gekommen, und die Polizei arbeitet eifrig daran, Urheber und Komplizen festzusetzen.
In dieser nervenaufreibenden Atmosphäre schreibt Bücher innerhalb von fünf Wochen „Dantons Tod“ nieder und schickt das Manuskript an den Verleger Sauerländer und den Kritiker Karl Gutzkow, den er in einem Bittbrief um eine Empfehlung anfleht. Sauerländer nimmt das Manuskript an, bittet aber um Entschärfung der sexuellen Anspielungen. Doch, als der Brief mit dem Honorar von 100 Gulden in Darmstadt ankommt, ist Büchner schon auf der Flucht nach Straßburg.
Büchner wird steckbrieflich gesucht, daher lebt er in Straßburg unter falschem Namen, übersetzt für Sauerländer zwei Dramen von Victor Hugo und schreibt die Novelle „Lenz“. In der Hoffnung, eine Lehrstelle an der Universität Zürich zu erhalten, treibt er philosophische und naturwissenschaftliche Studien und hält im Frühling 1836 Vorträge vor der Societé du Musée d’histoire naturelle in Straßburg über das Nervensystem der Barbe. Die Universität Zürich erteilt ihm tatsächlich die Doktorwürde und ernennt ihn nach einer Probevorlesung über die Schädelnerven im November 1836 zum Privatdozenten. Ende Januar 1837, kurz nach Aufnahme seiner Lehrtätigkeit in Zürich, erkrankt Büchner an Typhus und stirbt am 19.02.1837 in Anwesenheit seiner Verlobten.
Neben „Dantons Tod“ hinterlässt er das Lustspiel „Leonce und Lena“, in dem er die deutsche Kleinstaatlichkeit karikiert, und d...