Die Französische Revolution
- Ancien Régime: Absolutismus und Ständegesellschaft
- Generalstände – Nationalversammlung – Sturm auf die Bastille – Landrevolte
- Menschen- und Bürgerrechte – Wahlrecht – Inflation – Jakobiner
- Fluchtversuch des Königs – Marsfeld – Feuillants und Jakobiner – Die Verfassung von 1791
- Krieg – Sturm auf die Tuilerien – Absetzung des Königs – Septembermorde
- Kanonade von Valmy – Nationalkonvent – Ausrufung der Republik – Girondisten und Montagnards
- Hinrichtung des Königs – Krieg gegen Europa – Bürgerkrieg – Schreckensherrschaft
- Kriegserfolge – Entchristianisierung – Hébertisten und Dantonisten
- Der Große Schrecken – Fest des höchsten Wesens – Robespierres Sturz
- Ende der Schreckensherrschaft – letzte Volksaufstände – Beginn des Directoire
Ancien Régime: Absolutismus und Ständegesellschaft
Noch zu Beginn des Jahres 1789 war Frankreich eine absolutistische Monarchie. Der König herrschte von Gottes Gnaden allein und unangefochten, der Hochadel war an den Hof gebunden und hatte offiziell keinen Einfluss auf die Landesführung.
Seit dem Mittelalter war die französische Bevölkerung in drei Stände aufgeteilt. Der erste Stand, der Klerus (Priester und Ordensleute), umfasste die betende Bevölkerung, der zweite Stand, der Adel, die kämpfende und der dritte Stand das arbeitende Volk auf dem Land und in den Städten. Besonders in Zeiten der Krise berief der König die Vertreter dieser drei Stände, die sogenannten Generalstände, zu Beratungszwecken ein. Doch mit der Zentralisierung der Macht in der Person des Königs im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden die Generalstände obsolet. Die letzte Versammlung wurde 1614 abgehalten.
Im Jahre 1789 beschrieb die mittelalterliche Ständeordnung nicht mehr die Wirklichkeit. Der dritte Stand, der 98 % der Bevölkerung ausmachte, hatte sich weit aufgefächert und bestand aus vielen Schichten, die sich in Ausbildung, sozialer und finanzieller Lage deutlich voneinander unterschieden. Reiche Kaufleute und Bankiers, Akademiker wie Rechtsanwälte und Ärzte, Meister mit Handwerksbetrieben und freie Bauern gehörten dem dritten Stand ebenso an wie Dienstleute. Der dritte Stand zahlte Steuern und Abgaben und ernährte damit die beiden privilegierten Stände, die ihrerseits von direkten Steuern befreit waren. Besonders der Hofadel, der mit seinem luxuriösen Lebensstil sein Einkommen verschlang und für den Staat keine konstruktive Rolle mehr spielte, war dem Volk verhasst.
Die gebildeten Bürger, aber auch liberale Aristokraten beschäftigten sich mit dem Gedankengut der Aufklärung, lasen Montesquieu, Voltaire und Rousseau, diskutierten die Idee der Gewaltenteilung, der Volkssouveränität und der Gleichheit der Menschen und sahen diese Ideen in England und dem gerade unabhängig gewordenen Amerika verwirklicht. Sie waren sich bewusst, dass ihr Stand es war, auf dem die französische Wirtschaft ruhte.
Der Anstoß zur Veränderung ging jedoch vom König aus, der sich mit einem riesigen Defizit in der Staatskasse konfrontiert sah. Der französische Staatshaushalt befand sich schon seit Jahren in einer Finanzkrise, da die Aufwendungen für das Hofleben und die Kriegsführung immer größere Summen verschlangen. Mehrere Finanzminister scheiterten bei dem Versuch, die Krise in den Griff zu bekommen. Eine weitere Steuererhöhung für den dritten Stand schlossen sie aus, da die Steuerlast bereits schwer auf dem Volk lag. Darüber hinaus litten die unteren Schichten unter der Missernte von 1788, die zu einer Hungersnot geführt hatte.
Der naheliegende Ausweg aus der Schuldenkrise, nämlich die ersten beiden Stände steuerpflichtig zu machen, war schlichtweg nicht durchzusetzen. Der Adel blockierte sämtliche Reformversuche. Stattdessen war ihm daran gelegen, wieder an politischem Einfluss zu gewinnen.
Angesichts des drohenden Staatsbankrotts rief König Ludwig XVI. die Generalstände ein.
Generalstände – Nationalversammlung – Sturm auf die Bastille – Landrevolte
In den früheren Jahrhunderten hatte jeder Stand jeweils 300 Abgeordnete gewählt. Für das Jahr 1789 gewährt der König dem dritten Stand eine Verdopplung der Zahl ihrer Repräsentanten. Doch, als die Generalstände am 05. 05. 1789 zusammenkommen, wird klar, dass dieses Zugeständnis wertlos ist. Wie im Jahre 1614 sollen die Abgeordneten nach Ständen getrennt beraten und abstimmen, was den privilegierten Ständen eine 2:1-Mehrheit gibt. Die Vertreter des Bürgertums fordern jedoch eine Abstimmung nach Köpfen, was ihnen die Mehrheit sichern würde, da sie auf die Unterstützung liberal gesinnter Adeliger und Geistlicher zählen können. Es folgen Wochen ergebnisloser Verhandlungen.
In dem Bewusstsein, 96 % der Bevölkerung zu repräsentieren, erklären sich die Abgeordneten des dritten Standes am 17. 06. 1789 zur Nationalversammlung. Sie laden die Abgeordneten des Adels und des Klerus ein, sich ihnen anzuschließen, was die Geistlichkeit schließlich auch tut. Der Adel erwirkt jedoch, dass der König den Versammlungsraum der Stände unter dem Vorwand von Bauarbeiten schließen lässt. Am 20. 06. 1789, steht die selbsternannte Nationalversammlung vor verschlossenen Türen. Die Deputierten weichen in das nahegelegene Ballhaus aus und schwören sich dort, nicht auseinanderzugehen, bis sie eine Verfassung erstellt haben.
Dem Befehl des Königs, sich wieder nach Ständen zu sortieren und zu beraten, wird nicht mehr Folge geleistet. Der König trifft auf offene Rebellion und erkennt, dass die von ihm eingerufenen Ständevertreter nur mit Gewalt wieder in ihre Schranken gewiesen werden können. So fordert er zwar die adeligen Abgeordneten auf, sich der Nationalversammlung anzuschließen, lässt aber gleichzeitig 20.000 Soldaten nach Paris und Versailles rufen.
Das hungernde Volk beobachtet den Anmarsch der Regimenter mit wachsender Angst. Am 12. 07. 1789 trifft in Paris die Neuigkeit ein, dass Ludwig XVI. seinen Finanzminister Necker entlassen hat, auf dem die Hoffnung auf Reformen ruhte. Von politischen Agitatoren wie Camille Desmoulins angespornt, durchsuchen Pariser Kleinbürger die Stadt nach Waffen, plündern das Invalidenhaus, erbeuten dort 32.000 Gewehre und ziehen weiter zur Bastille. Deren Kommandant erteilt erst Schießbefehl, doch, als die Sansculotten fünf Kanonen auf die Festungsmauern richten, kapituliert er und lässt die Zugbrücke hinunter. Die folgende Erstürmung der Bastille am 14. 07. 1789 wird zum Symbol der Französischen Revolution.
Daraufhin zieht der König die Truppen aus der Stadt ab und setzt Necker wieder ein. Den Aristokraten signalisiert dies den Beginn weiterer Konzessionen und das Ende ihrer Privilegien. Deshalb entscheiden sich viele, in die benachbarten Länder auszuwandern. Doch die Emigration des Adels bedeutet für Frankreich eine weitere ökonomische Belastung, da die Emigranten ihr Bargeld ins Ausland mitnehmen und die Arbeiter und Händler in der Luxusindustrie ihre Kunden verlieren.
Auf dem Land macht sich seit Anfang Juli die Große Angst breit. Die Bauern halten sich über die Ereignisse in der Hauptstadt unterrichtet, doch kommen die Nachrichten verzerrt und übertrieben bei ihnen an und schüren Panik. Ende Juli bewaffnet sich auch die Landbevölkerung, stürmt Schlösser und Klöster und verbrennt die Dokumente, die ihre Abhängigkeit und Steuerpflicht beurkunden. Die Auflehnung gegen die Grundherren trifft auch das Land besitzende Bürgertum und damit die Abgeordneten des dritten Standes, die mehrheitlich dem Besitzbürgertum (der Bourgeoisie) angehören. Um die Bauernaufstände zu unterdrücken, setzt die Nationalversammlung die Bürgermiliz (Nationalgarde) ein, die gebildet worden war, um die Revolution zu verteidigen. Dennoch erreicht die Landrevolte ihr Ziel: In der Nacht vom 4. auf den 5. August beschließt die Nationalversammlung, Frondienst und Leibeigenschaft abzuschaffen. Das Feudalsystem ist beseitigt.
Menschen- und Bürgerrechte – Wahlrecht – Inflation – Jakobiner
Am 26. 08. 1789 nimmt die Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte an, die der französischen Verfassung voranstehen soll. Die ersten beiden Artikel lauten:
- Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es auch. Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein.
- Der Zweck jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung.
Unterschiedliche Eigentumsverhältnisse und anfangs auch die Religionszugehörigkeit legitimieren die „gesellschaftlichen Unterschiede“. Da der Katholizismus zur Staatsreligion erklärt wird, gelten die Bürgerrechte zunächst nur für Katholiken und werden erst Monate später auch Protestanten und schließlich Juden zuerkannt. Darüber hinaus verstehen in der Versammlung die Vertreter der Bourgeoisie Frankreich als eine Art Aktiengesellschaft, in der das Mitbestimmungsrecht abhängig ist von den erworbenen Anteilen, was sich im Wahlrecht niederschlagen wird. Im Zweifelsfalle wiegt das Recht auf Eigentum höher als das Recht auf Freiheit. Das geht so weit, dass die Sklaverei innerhalb Frankreichs abgeschafft wird, mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Interessen der Plantagenbesitzer jedoch nicht in den französischen Kolonien.
Am 22. 12. 1789 verabschiedet die Versammlung ein neues Wahlrecht, das alle französischen Männer ab 25 Jahren in steuerzahlende und wahlberechtigte „Aktivbürger“ und besitzlose „Passivbürger“ ohne Stimmrecht aufteilt. Das Recht an der politischen Beteiligung wird abhängig von Besitz und Einkommen. Ca. 3 Millionen Franzosen sind danach Passivbürger, 4 Millionen zahlen Steuern von 1,5 Livres aufwärts und sind damit Aktivbürger. Die 50.000 Franzosen, die 5 Livres oder mehr zahlen, haben das Recht, Wahlmänner zu sein, doch nur, wer Grundbesitz vorweisen kann und 1 Silbermark (52 Livres) an Steuern zahlt, kann Abgeordneter in der Gesetzgebenden Versammlung werden.
Während die Abgeordneten über das zukünftige politische System Frankreichs debattieren, verschlechtert sich die ohnehin schon katastrophale Wirtschaftslage weiter, da die rebellierenden Bauern keine Steuern mehr zahlen und ein neues Steuersystem erst etabliert werden muss.
Aus dieser ökonomischen Not heraus beschließen die Abgeordneten, die gerade den Katholizismus zur Staatsreligion erklärt haben, die Verstaatlichung der Kirchengüter. Im Gegenzug soll der Staat die Geistlichen besolden und die Kosten für Gottesdienst und Armenfürsorge tragen. Ein erheblicher Teil des Klerus wird infolgedessen den Eid auf die Verfassung verweigern.
Um den Verkauf der konfiszierten Ländereien zu organisieren, werden Schuldscheine herausgegeben. Diese sogenannten Assignaten sollten ursprünglich nach und nach in Landbesitz umgetauscht werden, doch werden sie im Jahr 1790 zu Papiergeld, das schnell an Wert verliert. Wohlhabende Bürger und Bauer kaufen die verstaatlichten Güter auf und profitieren von der Maßnahme, während all diejenigen verlieren, die ihren Lohn in Form von Papiergeld erhalten. Die Inflation trifft die arbeitende Bevölkerung.
In ihrem Bestreben, die politische Macht in die Hände der Besitzenden zu legen und den Staatsbankrott durch Konfiszierung der Kirchengüter und Ausgabe der Assignaten abzuwenden, haben die Vertreter des Großbürgertums damit nicht allein Adel und Klerus gegen sich aufgebracht, die der Revolution ohnehin mehrheitlich feindlich gesinnt sind, sondern auch die unteren Volksschichten und die Jakobiner. Die Mitglieder dieses revolutionären Klubs, die in dem ehemaligen Jakobinerkloster zusammenkommen, stammen vor allem aus dem mittleren Bürgertum, doch gehören auch Kleinbürger und Handwerker dazu. Die radikalen Anhänger des Klubs, darunter der Anwalt Robespierre und der Journalist Desmoulins, treten für die Abschaffung der Monarchie und das allgemeine Wahlrecht ein.
Fluchtversuch des Königs – Marsfeld – Feuillants und Jakobiner – Die Verfassung von 1791
Am 21. 06. 1791 unternimmt Ludwig XVI. mit seiner Familie einen lange geplanten Fluchtversuch. Der Plan sieht vor, in die Niederlande zu fliehen, dort auf die österreichische Armee zu treffen und mit ihrer Hilfe Paris einzunehmen. Doch der Plan scheitert, die königliche Familie wird erkannt und von Nationalgardisten nach Paris zurückgeleitet. Es ist nun offenkundig, dass der König in Kontakt mit den europäischen Monarchen steht und die Konterrevolution plant. Die Nationalversammlung suspendiert den König daraufhin kurzfristig, doch aus Angst vor einer demokratischen Bewegung, die dem besitzenden Bürgertum ihre neu erworbenen Privilegien streitig machen würde, streuen die Abgeordneten das Gerücht, der König sei entführt worden. Die „Entführer“ werden vor Gericht gestellt, der König freigesprochen. Doch der Ruf nach einer Republik wird lauter.
Am 17. 07. 1791 versammeln sich Sansculotten (Pariser Kleinbürger) und Cordeliers (radikale Jakobiner) auf dem Marsfeld zu einer republikanischen Kundgebung. Der Bürgermeister von Paris befiehlt die Auflösung der Versammlung, die bürgerliche Nationalgarde eröffnet das Feuer und tötet 50 Menschen. Dieses blutige Ereignis führt zu einer unwiderruflichen Aufspaltung der revolutionären Gruppierungen in einen konservativen, die Monarchie und das Zensuswahlrecht unterstützenden Flügel (die Feuillants) und in einen demokratisch-republikanisch gesinnten Flügel (die Jakobiner/Cordeliers).
Nach dem Blutbad auf dem Marsfeld legt die Nationalversammlung fest, dass die Nationalgarde nur aus (besitzenden und steuerzahlenden) Aktivbürgern bestehen soll. Damit hat die Bürgermiliz nicht nur zum Ziel, die Revolution gegen die Anhänger der alten Ordnung zu schützen, sondern auch die Bürger gegen die unteren Volksschichten und ihren Unmut.
Am 03. 09. 1791 legt die Nationalversammlung die Verfassung vor, auf die Ludwig XVI. einen Tag später den Eid leistet. Frankreich ist nun konstitutionelle Monarchie, die Verfassungsgebende Versammlung hat ihre Arbeit ausgeführt und geht auseinander. In den Augen des Bürgertums ist die Revolution beendet.
Krieg – Sturm auf die Tuilerien – Absetzung des Königs – Septembermorde
Am 01. 10. 1791 kommt die nach dem neuen Wahlrechte gewählte Gesetzgebende Nationalversammlung zusammen. Von den 745 Abgeordneten gehören 264 den Feuillants an. Dabei handelt es sich um liberale Adelige und reiche Bürger, die für die existierende Verfassung mit Zensuswahlrecht und Vetorecht des Königs eintreten und den rechten Flügel der neuen Versammlung bilden. 136 Abgeordnete, die sogenannten Brissotins oder Girondisten stellen den linken Flügel. Sie sind mehrheitlich Akademiker aus dem mittleren Bürgertum und Mitglieder des Jakobinerklubs.
Die Gesetzgebende Nationalversammlung erbt die sozialen, wirtschaftlichen und innenpolitischen Probleme der Verfassungsgebenden Versammlung: Inflation, Verteuerung der Lebensmittel und von Aristokraten und eidverweigernden Priestern angeführte kontrarevolutionäre Unruhen. Die Girondisten mit Brissot an der Spitze setzen den Kampf gegen die Feinde der Revolution auf die Tagesordnung. Diese Feinde sehen sie vor allem in emigrierten Adeligen, die vom Ausland her die Gegenrevolution planen, und fordern den Krieg. Der Ruf nach Krieg kommt dem Hof sehr entgegen, da der König und die Royalisten auf eine Niederlage des französischen Heers und die Rückkehr zur alten Ordnung hoffen. Der König und seine Partei unterstützen daher ausdrücklich Brissots Ruf nach einem „Kreuzzug der allgemeinen Freiheit“.
Im Jakobinerklub kämpft Robespierre hartnäckig gegen Brissots Kriegspolitik. Er erkennt, dass der König ein doppeltes Spiel spielt und die Armee in ihrer jetzigen Verfassung keine Chancen auf Sieg hat. Daher plädiert er für die Bewaffnung der Passivbürger. Robespierre kann sich aber nicht gegen Brissot und die allgemeine kriegstreiberische Stimmung durchsetzen.
Am 20. 04. 1792 schlägt Ludwig XVI. persönlich vor, dem König von Österreich, dem Neffen der Königin, den Krieg zu erklären. Mit nur zehn Gegenstimmen nimmt die Nationalversammlung den Vorschlag an. Die militärischen Niederlagen lassen nicht auf sich warten und versetzen das Volk in Alarmbereitschaft. Als der König am 13. 06. 1792 seine girondistischen Minister entlässt und die Posten mit Feuillants besetzt, organisiert die Gironde Volksfeste, die dazu führen, dass das Volk am 20. Juni die Tuilerien stürmt und den im wörtlichen Sinne in die Ecke gedrängten König dazu bringt, sich die rote Jakobinermütze aufzusetzen. Die abgesetzten Minister erhalten ihre Posten jedoch nicht wieder.
Am 25. Juli unterzeichnet der Herzog von Braunschweig, Oberbefehlshabers der mit Österreich alliierten preußischen Armee, ein Manifest, das sich an die Pariser Bevölkerung richtet. In diesem Manifest warnt er die Nationalgardisten und das Volk unter Androhung der Todesstrafe davor, Paris zu verteidigen und der königlichen Familie eine Beleidigung anzutun.
Schon vor Eintreffen des Schreibens ist die Stimmung in der Pariser Bevölkerung gespannt. 47 der 48 Pariser Sektionen haben bereits die Absetzung des Königs verlangt, und Passivbürger sind zur Nationalgarde zugelassen worden, während die Girondisten weiter mit dem König und seinen Parteigängern verhandeln.
Als das Manifest des Herzogs Paris erreicht, bricht der Aufstand los. Am 10. 08. 1792 marschiert eine Volksmasse auf die Tuilerien zu, wo sich die Nationalgarde ihr anschließt. Der König sucht den Schutz der Nationalversammlung, die im dortigen Reitsaal tagt. Doch die Abgeordneten beugen sich der Gewalt der Aufständischen. Ludwig XVI. wird des Amtes enthoben, das allgemeine Wahlrecht wird eingeführt und ein Konvent einberufen, der an die Stelle der Nationalversammlung treten und die Verfassung reformieren soll.
Die aufständische Pariser Kommune, die an den Ereignissen des 10. August maßgeblich beteiligt war, setzt die königliche Familie im Temple gefangen. Die Nationalversammlung ernennt einen Vollzugsrat, der bis zur Zusammenkunft des neu zu wählenden Konvents die Staatsgeschäfte führen soll. Justizminister wird George Danton, der zwischen den aufständischen Kleinbürgern der Kommune und der Nationalversammlung zu vermitteln weiß. Auf Verlangen der Kommune hin werden Hausdurchsuchungen durchgeführt mit dem Ziel, Kontrarevolutionäre zu entlarven. Verdächtige werden festgenommen und eidverweigernde Priester vor die Wahl gestellt, den Eid auf Gleichheit und Freiheit zu leisten oder Frankreich zu verlassen. Andernfalls droht ihnen die Deportation nach Guayana. Am 2. September sitzen in neun Pariser Gefängnissen ca. 2.800 Gefangene, das sind mindestens 1.800 mehr als vor dem 10. August.
In der Bevölkerung wächst die Furcht vor dem aristokratischen Komplott von innen und außen. In der Vendée entflammt ein kontrarevolutionärer Aufstand, und, als in Paris am 2. September bekannt wird, dass mit Verdun die letzte Festung vor Paris gefallen ist, bricht Panik aus. Die Bürger werden zu den Waffen gerufen, und das Gerücht geht um, in den Pariser Gefängnissen bereite sich ein kontrarevolutionärer Aufstand vor.
Das Volk von Paris, Handwerker, Ladenbesitzer, Soldaten und Nationalgardisten dringen in die Gefängnisse ein und ermorden zwischen dem 2. und dem 6. September wahllos alle Inhaftierten, die sie vorfinden. Die Behörden und der Justizminister Danton lassen es geschehen und greifen nicht ein. Bei den Septembermassakern werden mehr als 1.100 Menschen niedergemetzelt.
Kanonade von Valmy – Nationalkonvent – Ausrufung der Republik – Girondisten und Montagnards
Die Reihen der französischen Armee waren durch Freiwillige aus der Arbeiter- und Handwerkerschicht gestärkt worden. Nun kommt es im Krieg gegen Österreich und Preußen zu einer entscheidenden Wende. Bei Kanonade von Valmy am 20. 09. 1792 hält die Sansculotten-Armee der preußischen Armee stand, die in dem Ruf steht, die beste Europas zu sein. Die Preußen ziehen sich zurück, und den Franzosen gelingt es am 08. 10. 1792, auch Verdun zu befreien.
Am selben Tag, an dem die Revolutionsarmee bei Valmy siegt, kommt in Paris der Nationalkonvent zum ersten Mal zusammen. Unter den Abgeordneten befinden sich keine Royalisten mehr oder Verfechter der gerade erst geschaffenen konstitutionellen Monarchie. Der Konvent besteht nur noch aus der ehemals linken Gruppierung. Am 21. 09. 1792 schafft der neu gewählte Nationalkonvent die Monarchie ab und lässt die Republik ausrufen. Am 22. 09. 1792 wird mit dem republikanischen Kalender eine neue Zeitrechnung implementiert, und es beginnt das Jahr I der Republik.
Doch die republikanischen Volksvertreter haben sich wiederum in zwei rivalisierende Parteien gespalten. Nun stellen die Girondisten den rechten Flügel. Sie sind zwar Verfechter der Republik, doch stehen sie dem Besitzbürgertum nahe, das auf Wirtschafts- und Handelsfreiheit und auf den Schutz des Eigentums pocht. Außerdem vertreten sie die Meinung, dass die Pariser Kommune mit ihrer radikalen, volksnahen Politik zu viel Einfluss auf ganz Frankreich habe.
Die Bergpartei (die Montagnards) hingegen tritt für eine Regulierung des Brotpreises und der Assignaten ein, um die Lebensgrundlage der unteren Volksschichten zu sichern, und für die Beschlagnahme von Getreide, Kirchensilber und Ähnliches zur Versorgung und Bewaffnung der Armee. Eine Einschränkung des Rechts auf Freiheit und Eigentum ist ihr recht, wenn es dem Interesse des Volkes dient. Obwohl die Abgeordneten der Bergpartei aus dem Bürgertum stammen, vertreten sie die Interessen der Sansculotten und der Pariser Kommune. Die wichtigsten Verfechter dieser Richtung sind Marat, Danton und Robespierre.
Bereits kurz nach dem Zusammentritt des Konvents greift die Gironde die Bergpartei an. Danton versucht, zu vermitteln, doch ist die Gironde nicht zum Nachgeben zu bewegen. Sie hatte den Krieg zwar begonnen, doch blockiert sie alle Maßnahmen, die nach Meinung der Bergpartei nötig sind, um ihn zu gewinnen. Als Danton seinen Posten als Justizminister verliert und wie jeder abtretende Minister Rechenschaft über seine Amtsführung ablegen muss, fehlen Belege über 200.000 Livre. Die Abrechnungsaffäre macht ihn zu einer Zielscheibe der Gironde und mindert Dantons Ansehen und Einfluss.
Die po...