Robespierre
Der Unbestechliche
Robespierre, der „Advokat von Arras“, ist im Augenblick der machtvollste Mann in Frankreich. Nachdem Danton aus dem Wohlfahrtsausschuss ausgeschieden war, hat Robespierre dort dessen Platz eingenommen und ist seitdem dank seines Rückhalts im Volk faktisch das französische Regierungsoberhaupt.
Das Volk verehrt ihn und nennt ihn den „Unbestechlichen“, da er fest zu seinen republikanischen Prinzipien steht, ein einfaches Leben führt und sich nicht bereichert hat und nicht ausschweifend lebt wie viele andere Revolutionäre – darunter Danton. Für einen großen Teil des Volkes ist er ein „Messias“, der sie aus ihrem Elend befreit und ihre Feinde richtet.
Robespierre übt eine Schreckensherrschaft aus – seiner Überzeugung nach zum Wohle des Volkes. Er verteidigt die Revolution - oder sein Verständnis von der Revolution -, indem er jeden, der sich verdächtig macht, der Republik und dem französischen Volk schaden zu wollen, verhaften und vor das Revolutionstribunal stellen lässt. Der Weg vom Tribunal führt in den meisten Fällen zur Guillotine.
Tugend und Terror
Er ist ein Anhänger der Philosophie Rousseaus. Für ihn sind die Menschen von Natur aus gut und besitzen einen natürlichen moralischen Instinkt. Die Tugend ist ihnen angeboren. Dabei bedeutet, ‚Tugend‘ beinhaltet nicht nur sexuelle Zurückhaltung, sondern vor allen Dingen Gemeinschaftssinn, Pflichtbewusstsein und Opferbereitschaft für das republikanische Frankreich.
Dantons Lebenswandel ist ihm daher verhasst. Dessen luxuriösen Lebensstil und seine sexuellen Ausschweifungen findet er nicht nur moralisch überaus verwerflich, sondern sie untergraben seiner Auffassung nach auch die Republik und verderben das von Natur aus tugendhafte Volk.
Robespierre hat gerade Hébert und seine Anhänger hinrichten lassen, die eine noch radikalere Politik gefordert hatten. Sie waren für einen noch schärferen Terror eingetreten, für die Abschaffung des Christentums, des Gottglaubens und des Privateigentums. Ihre Forderungen waren im Volk sehr gut angekommen und hatten Robespierres Machtposition in Gefahr gebracht. Robespierre, der von der Existenz eines Gottes oder ‚Höheren Wesens‘ überzeugt ist, aus dem die Tugend entspringt, hatte ideologische und machtpolitische Gründe dafür, sie...