Georg Danton
Die Frauen und die Einsamkeit
Georg Danton, eine der führenden Persönlichkeiten der Französischen Revolution, hat sich aus der Politik zurückgezogen. Als Justizminister und früheres Mitglied des Wohlfahrtsausschusses hatte er für die Revolution und das Volk und gegen die Reaktion des Adels gekämpft. Nun verbringt er seine Zeit hauptsächlich mit Frauen. Er liegt seiner Ehefrau Julie zu Füßen und sagt zu ihr, dass er nur bei ihr Ruhe finden könne, doch verkehrt er auch ausgiebig mit Prostituierten.
Das Leben ist ihm zur Last geworden. Auch in Anwesenheit seiner Frau und im Kreise seiner Freunde fühlt er sich einsam und glaubt nicht daran, dass Menschen einander kennen und einander glauben könnten. Die Massaker vom September 1792 liegen schwer auf seinem Gewissen. Damals hatte das Volk aus Angst vor einer Gegenrevolution die Gefängnisse gestürmt und Hunderte von Inhaftierten abgeschlachtet. Er, der damals Justizminister gewesen war, hatte nicht eingegriffen. Die Erinnerung daran quält ihn des Nachts in Albträumen und die Versicherungen seiner Frau, es sei doch zum Wohle der Republik geschehen, beruhigen ihn wenig.
Epikur und Tugend
Als Reaktion auf die Massenmorde hatte er die Revolutionstribunale eingerichtet, die Revolutionsgegner aburteilen sollten. Auf diese Weise hoffte er, weitere Gewalttaten vonseiten des Volkes verhindern zu können. Nun, ein Jahr später, üben der Wohlfahrtsausschuss unter Robespierre und die Revolutionstribunale eine Terrorherrschaft aus, der nicht nur Gegner der Revolution zum Opfer fallen, sondern auch Revolutionäre, die andere politische Meinungen vertreten als die gerade angesagte. „Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder“ (I,5), kommentiert Danton das Zeitgeschehen.
Seine Freunde rufen ihn dazu auf, zu handeln und Robespierre entgegenzutreten. Danton ist sich im Klaren darüber, dass sie sich alle damit in Gefahr begeben, doch ist er andererseits auch davon überzeugt, dass er beim Volk immer noch so beliebt ist, dass der Wohlfahrtsausschuss es nicht wagen wird, ihn vor Gericht zu stellen.
Schließlich geht Danton zu Robespierre. Die beiden Männer unterscheiden sich charakterlich fundamental. Danton ist ein Genießer, der nach dem Lustprinzip lebt, ein Anhänger des Phi...