Camille Desmoulins

Der engagierte und naive Journalist

Camille ist Journalist und Herausgeber der Zeitung „Der alte Franziskaner“ (Le Vieux Cordelier). Er ist ein ehemaliger Schulkamerad und politischer Weggefährte von Robespierre, stellt sich aber angesichts der Schreckensherrschaft seinem Jugendfreund entgegen.

Gegenüber Danton erklärt er: „Die Staatsform muss ein durchsichtiges Gewand sein, das sich dicht an den Leib des Volkes schmiegt“ (I,1). Damit meint er, dass Robespierre die Franzosen so nehmen muss, wie sie sind, und nicht, wie er sich das ideale, tugendhafte Volk vorstellt.

Seiner Meinung nach darf die Republik nicht auf spartanischer Lebensart und Hinrichtungsspektakeln beruhen, sondern auf Lebenslust, Schönheit und Erotik.

In seiner Zeitung greift er Robespierre scharf an. Mit großem rhetorischen Schwung vergleicht er Robespierre mit dem Messias, doch stellt er heraus, dass Christus sich der christlichen Lehre gemäß selbst geopfert und die Menschen durch seinen Tod erlöst hat, während Robespierre Frankreich befreien will, indem er andere Menschen opfert. Camille attackiert seinen ehemaligen Parteigenossen persönlich und politisch, indem er sich über seine Korrektheit lustig macht und ihn beschuldigt, seinem Land zu schaden. Er schreibt: „Sollte man glauben, daß der saubere Frack des Messias das Leichenhemd Frankreichs ist“ (I,6).   

Für Robespierre, der Camille viel Sympathie entgegenbringt,  ist dieser literarische Angriff persönlich sehr schmerzhaft – und politisch gefährlich. Nun gibt es für ihn, der so lange gezögert hat, keinen Grund mehr, Danton und seine Anhänger zu schonen. Nun entschließt er sich zur Anklage, die für die Beschuldigten den sicheren Tod bedeutet.  

Danton wird gewarnt und Camille drängt ihn zur Flucht. Doch dass er selbst in Gefahr sein könnte, kommt Camille nicht in den Sinn. Seine Frau Lucile kann seinem kunsttheoretischen Vortrag zwar nicht folgen, erkennt  aber die Zeichen der Zeit und verspürt Angst um ihren Mann. Camille beruhigt sie und erzählt: „Gestern sprach ich mit Robespierre, er war freundlich. Wir sind ein wenig gespannt, das ist wahr, verschiedne Ansichten, sonst nichts!“ (II,3) Er ist sich sicher, dass ihn...

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