Friedrich Torberg
Kindheit und Jugend
Friedrich Torberg heißt bei seiner Geburt Friedrich Ephraim Kantor und wird am 16. September 1908 in einer jüdischen Familie in Wien geboren. Die Silben der Namen seines Vater Alfred Kantor und seiner Mutter Theresia Berg benutzt er erst offiziell 1930, als er seinen ersten Roman Der Schüler Gerber veröffentlichen lässt.
Friedrichs Vater ist böhmischer Abstammung und leitender Angestellter einer Prager Spiritusfabrik in Wien, seine Mutter ist ungarischer Abstammung. Friedrich hat zwei Schwester und verlebt seine Kindheit und Jugend in der österreichischen Hauptstadt. Er besucht nach der Volksschule zwei Jahre lang das Gymnasium Wasagasse, bevor er 1921 mit seiner Familie nach Prag übersiedelt. Er besucht dort die Mittelschule, in der im Vergleich zu Wien noch ein altes, autoritäres Schulsystem praktiziert wird, und erhält 1924 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. 1927 fällt er wegen ungenügender Leistungen in Mathematik durch die Matura, die er ein Jahr später nur knapp besteht. Friedrich ist ein Wasserballenthusiast und erfolgreicher Sportler.
Schon in seiner Schulzeit hat Torberg sich dafür entschieden Schriftsteller zu werden und schreibt Verse. Er beginnt, schon als Gymnasiast Kurzgeschichten und andere Erzählungen zu publizieren, und veröffentlicht 1930, gerade einmal zweiundzwanzig Jahre alt, seinen ersten Roman Der Schüler Gerber. Die Erzählung bringt ihm den ersten Erfolg und wird bald darauf in sieben Sprachen übersetzt.
Torberg beginnt 1928 an der Universität Prag zuerst Philosophie zu studieren, wechselt aber bald zu den Rechtswissenschaften. Nach drei Semestern bricht er das Studium wieder ab. Zwischen 1928 und 1938 fährt er zwischen Prag und Wien hin und her und arbeitet von 1928 bis 1938 als Journalist, Theaterkritiker, Publizist und freier Schriftsteller unter anderem für Der Tag in Wien, und für das Prager Tagblatt. In Prag lernt er den berühmten Schriftsteller und Journalisten Joseph Roth kennen. In Wien verkehrt er oft im Café Herrenhof und hat dort Kontakt zu Robert Musil und Franz Werfel.
Exil im Ausland
Ab 1933 werden seine Bücher in Deutschland unter den Nationalsozialisten verboten. Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen wird, befindet sich Torberg zufällig in Prag. Von dort flieht er zunächst nach Zürich, danach nach Paris, wo er sich der tschechoslowakischen Exilarmee anschließt. Aufgrund von Herzproblemen wird er aber für untauglich erklärt. Als 1940 Paris von den Nationalsozialisten besetzt wird, flieht Torberg über Spanien nach Portugal, wo er mithilfe des P.E.N.-Clubs als einer der zehn Outstandig German Anti-Nazi-Writers ein Visum für die USA bekommt.
Von New York zieht Torberg bald nach Hollywood, wo er gemeinsam mit anderen geflüchteten Schriftstellern, darunter auch Heinrich Mann, bei Warner Brothers unterkommt. Die Schriftsteller haben dort nicht viel zu tun, da sie vor allem zur Publicity angestellt worden sind. In Hollywood verkehrt er unter anderen mit Thomas Mann, Bertolt Brecht und Franz Werfel.
1944 zieht Torberg nach New York, wo er zuerst für das Time Magazine schreibt, sich dann aber als Übersetzer, Journalist und Theaterkritiker über Wasser hält. 1945 heiratet Torberg die aus Wien stammende Marieta Bellak und erhält die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. In dieser Periode verfasst er mehrerer Romane und Novellen.
Rückkehr nach Österreich
Torberg kehr 1951 nach Wien zurück, wo er als Theaterkritiker, Autor und Publizist für mehrere Zeitungen und Zeitschriften schreibt. Im selben Jahr löst die Erstveröffentlichung des Österreichischen Wörterbuches eine heftige Diskussion aus. Der Schriftsteller setzt sich für das österreichische Deutsch ein und kritisiert, wie verpreußt die österreichische Sprache sei.
Torberg ist Mitbegründer und bis 1965 Herausgeber der antikommunistischen Monatszeitschrift FORVM. Er engagiert sich vehement gegen den Kommunismus und gerät daher auch mit dem überzeugten Kommunisten Bertolt Brecht in Konflikt. Gemeinsam mit Hans Weigel gelingt es ihm, ein Aufführungsverbot von Brecht-Stücken in Wien durchzusetzen, das bis 1963 andauert.
1962 lässt sich Torberg von Marietta scheiden, die beiden stehen jedoch noch immer freundschaftlich zueinander. Nach vielen kurzen Affären beginnt er eine Beziehung mit der Burgschauspielerin Paola Löw, mit der er bis zu seinem Tode zusammen ist. Er erhält viele Preise, Auszeichnungen und Ehrungen und stirbt am 10. November 1979 im Alter von 71 Jahren, nur wenige Wochen nach der Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises für Literatur. Auf eigenen Wunsch wird er am Wiener Zentralfriedhof neben Arthur Schnitzler begraben. 1984 erscheint postum sein Roman Auch das war Wien.
Ausgewählte Werke
Der ewige Refrain (1929)
Der Schüler Gerber (1930)
Die Mannschaft (1935)
Abschied (1937)
Mein ist die Rache (1943)
Hier bin ich, mein Vater (1948)
Die zweite Begegnung (1950)
Lebenslied (1958)
Golems Wiederkehr und andere Erzählungen (1968)
Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten (1975)
Die Erben der Tante Jolesch (1978)
Auch das war Wien (herausgegeben posthum 1984)
Der letzte Ritt des Jockeys Matteo (herausgegeben posthum 1985)
- Der Schüler Gerber
Friedrich Torbergs verfasst seinen stark autobiografisch beeinflussten erfolgreichen Debütroman Der Schüler Gerber hat absolviert (1930), als er selbst erst 21 Jahre alt ist. Die lineare Handlung erst (…)