Religiosität und Moralität

Religion und Moral spielen keine große Rolle für die Schurken in dem Drama. Sie handeln unbarmherzig und skrupellos. Der korrupte Präsident, listig, zynisch und hinterhältig, wie er ist, zögert nicht, seinen eigenen Sohn, seinen Sekretär, seine Verbindungen und seine Mitmenschen wie Schachfiguren zu benutzen, um eigene Ziele zu erreichen. Der rücksichtslose, hartherzige Haussekretär Wurm plant, die Liebe zwischen Luise und Ferdinand zu zerstören, um an Luise heranzukommen und selbst an der Intrige beteiligt zu sein. Der eitle Hofmarschall hat genug mit sich selbst und lebt in der Welt der Äußerlichkeit. Er hat kein moralisches oder religiöses Bedenken, an der Kabale teilzunehmen, weil er fühlt, dass seine Stellung gefährdet ist.

Die Religion bedeutet dagegen viel für die bürgerliche Familie Miller und ist fester Bestandteil des täglichen Lebens der Familie. Die tugendhafte und fromme Luise ist von ihren Eltern christlich erzogen worden, und sie besucht regelmäßig den Gottesdienst. Bei ihrem ersten Erscheinen im Stück, in der dritten Szene des ersten Aktes, kommt Luise von der Messe zurück nach Hause. Sie gesteht ihren Eltern, dass sich all ihre Gedanken um Ferdinand drehen. Sie hat ein schlechtes Gewissen und fühlt sich wie eine Sünderin. Sie schildert den Kampf, der sich in ihrer Seele zwischen ihren christlichen Werten und der glühenden Liebe zu Ferdinand abspielt. Sie versucht geschickt, ihre vermeintliche Sünde ins Positive zu verkehren, und fragt ihren geliebten Vater, ob ihre Liebe das Werk Gottes offenbare. Da Miller es verneint, findet Luise gleich eine alternative Lösung, die Standesschranken zu überwinden. Sie erklärt sich bereit, in dieser Welt auf Ferdinand z...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen