Gesellschaftskritik
Triumphe auf der Bühne
Schiller gehört zu der Epoche des Sturm und Drang und ist Mitglied dieser Protestbewegung. Nur 24 Jahre alt, schreibt er „Kabale und Liebe“. Er ist jung und rebelliert gegen die absolutistische Herrschaftsform, den Adel, die höfische Welt und die Ständeschranken, aber auch gegen die veralteten Moralvorstellungen des Bürgertums.
Sein erstes wichtiges Drama, „Die Räuber“, wird in Mannheim 1782 mit außerordentlichem Erfolg uraufgeführt. Schiller empört sich darin gegen die feudale Welt und verdeutlicht in dem Stück seine Abscheu gegenüber jeglicher Form der Tyrannei. Um das Schauspiel weniger kontrovers wirken zu lassen und einen Disput mit der damaligen Herrschaft zu vermeiden, versetzt Schiller die Handlung in das Mittelalter. Der politische Sprengstoff des Stückes wird damit entschärft.
Sein zweiter Triumph auf der Bühne, „Kabale und Liebe“, spielt hingegen in der Gegenwart und kann aus mehreren Gründen als politisches und soziales Drama gedeutet werden, weil das Stück die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit beschreibt. Schiller kritisiert die Welt des Hofes auf mehreren Gebieten. Der machtbesessene, verlogene und intrigante Präsident scheint unbegrenzte Macht über Leben und Tod seiner Untertanen zu besitzen und personifiziert den absolutistischen Herrscher.
Präsident und Herzog
Der Präsident ist ein mächtiger und korrupter Adliger, der stetig seine Machtposition bei Hofe festigen muss. Um seinen Einfluss zu verstärken und seine Ziele zu erreichen, ist er bereit, alle Mittel anzuwenden. Seinen Vorgänger hat er skrupellos bei einem Attentat aus dem Weg geräumt, um an sein Amt zu gelangen. Er lässt in seiner Kabale ohne Prozess die Millers verhaften und wieder freilassen: „[...] Vater ins Zuchthaus – an den Pranger Mutter und Metze von Tochter! [...]“, (S. 37, Z. 37). Durch die Figur des Präsidenten zeigt Schill...