Luise
Liebe und Sünde
Schiller wollte ursprünglich seinem Drama den Titel „Luise Millerin“ geben. Luise ist die Hauptfigur und der Knotenpunkt des Stückes. Sie ist die einzige Figur, die mit jedem Einzelnen der anderen Personen des Stückes in persönlicher Beziehung steht. Luise ist die 16-jährige Tochter des Stadtmusikers Miller. Sie ist nicht verheiratet, hat keine Anstellung und lebt bei ihren Eltern.
Luise ist sehr hübsch und hat sich in Ferdinand, den Sohn des Präsidenten, verliebt. Von ihm hat sie Romane geschenkt bekommen, die sie gelesen hat. Als Luise in einem langen Monolog mit poetischen Bildern von ihrer ersten großen Liebe zu Ferdinand erzählt, bemerkt der Leser den Einfluss, den ihre Lektüre auf sie hat (Szene 3, 1). Sonst scheint Luise über wenig Bildung zu verfügen.
Luise ist von ihren Eltern christlich erzogen worden und besucht regelmäßig den Gottesdienst. Sie ist sehr fromm und religiös. Beim ihrem ersten Erscheinen im Stück, in der dritten Szene des ersten Aktes, ist dies schon deutlich zu erkennen. Luise kommt aus der Kirche nach Hause. Sie gesteht ihren Eltern, dass sich all ihre Gedanken um Ferdinand drehen. Sie hat ein schlechtes Gewissen und fühlt sich wie eine Sünderin.
Sie versucht geschickt, ihre vermeintliche Sünde ins Positive zu kehren, und fragt ihren geliebten Vater, ob ihre Liebe das Werk Gottes offenbare. Als Miller es verneint, findet Luise sofort eine andere religiöse Lösung. Sie erklärt sich bereit, in dieser Welt auf Ferdinand zu verzichten, um sich mit ihm im Himmel, wo alle Standesunterschiede aufgehoben würden, für immer zu vereinigen (Szene 3, 1). Diese tragische Haltung wird im Stück laufend bekräftigt. Sie ist nachfolgend ängstlich und hat Todesahnungen (Szenen 4 und 5, 2) und will später Selbstmord begehen, um die Aufrechthaltung...