Aufbau und Handlung

Friedrich Schiller hält sich, um sein fünfaktiges Drama „Kabale und Liebe“ zu schreiben, an die klassische Dramengestaltung. Die Regeln der klassischen Tragödie sind nicht ganz eingehalten. Die Einheit der Zeit wurde respektiert. Das Trauerspiel vollzieht sich an einem Tag (Akt 1 morgens, Akt 2 später am Vormittag, Akt 3 später am Tag, Akt 4 nach der Parade, Akt 5 abends). Die Einheit des Ortes ist dagegen nicht beachtet. Das Stück spielt sich in Millers Haus, im Saal beim Präsidenten und im Palast von Lady Milford, also an mehreren Orten ab. Schließlich ist die Einheit der Handlung auch nicht ganz eingehalten worden. Die eigenständige Geschichte der Lady Milford nimmt in dem Drama einen Platz für sich ein, um die Kritik am Adel zu verstärken. Bei der Uraufführung wurde die Kammerdienerszene der Zensur unterworfen.

Der fünfaktige Aufbau des Stückes folgt einem strengen pyramidalen System, der sogenannten geschlossenen Form:

Exposition – Steigerung, „erregendes Moment” – Höhepunkt mit Peripetie – verzögerndes Moment  –endlich: Katastrophe.

Die Handlung läuft auf den Höhepunkt zu, bei dem Ferdinand und Luise sich im Gegenspiel befinden (Szene 4, III). Mit der Wende (Peripetie) bestimmt Ferdinands Eifersucht den Gang der Handlung und führt nachfolgend zur Katastrophe.

Der Handlungsaufbau läuft symmetrisch ab. Die drei Szenen zwischen Ferdinand und Luise – am Anfang (1,4), in der Mitte (3,4) und am Ende (5,7) – können beispielhaft angeführt werden. Die erste hebt die Liebesverbindung hervor, die zweite bestätigt die Unmöglichkeit dieser Beziehung, als Luise den Fluchtvorschlag Ferdinands ablehnt, die dritte besiegelt das Liebesverhältnis im Tod.

Mit der Abfolge der Szenen, die sich abwechselnd im Hause Miller und in den Sälen der Paläste abspielen, werden die Welt des Kleinbürgertums und die des absolutistischen Hofes gegenübergestellt.

1. Akt: Einleitung/Exposition

Der erste Akt stellt die Exposition dar. Die Personen, ihre Verhältnisse zueinander und ihre Einstellungen werden präsentiert. Die Grundlagen für die kommende Intrige werden vorgestellt: Der Stadtmusikant Miller hat von der Beziehung seiner Tochter Luise zu Ferdinand, dem Sohn des Präsidenten, erfahren. Herr Miller macht sich Sorgen darüber, dass sich diese Beziehung negativ auf seinen guten Ruf auswirken könnte. Er zweifelt auch an den Absichten Ferdinands, und er möchte dessen Beziehung zu Luise unterbinden. Gleichzeitig lehnt Miller Wurm, den Sekretär des Präsidenten, als Schwiegersohn ab. Wurm ist beleidigt und geht zum Präsidenten, um ihn über die Liebesbeziehung von Ferdinand zu Luise in Kenntnis zu setzen. Der Präsident hat andere Pläne für seinen Sohn, den er mit Lady Milford verheiraten will. Er geht auf Wurms Vorschlag, Ferdinand zu testen, ein und führt anschließend ein Gespräch mit seinem Sohn. Ferdinand fällt auf die Falle herein: Sein Vater befiehlt ihm, die ehemalige Liebhaberin de...

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