Analyse

Friedrich Schiller hält sich, um sein fünfaktiges Drama „Kabale und Liebe“ zu schreiben, an die klassische Dramengestaltung und folgt einem strengen pyramidalen System. Die Regeln der klassischen Tragödie sind von ihm nicht ganz eingehalten worden. Hier erfährst du, warum er so vorgegangen ist. Die Exposition, die steigende Handlung, die Peripetie, die abfallende Handlung werden ganz genau, Akt für Akt, erläutert. Die Sprache, die Prosa und die Dialekte und die verschiedenen Sprachebenen des Stücks werden unter die Lupe genommen.

„Kabale und Liebe“ ist ein bürgerliches Trauerspiel. Diese neue Dramaform bricht mit der klassizistischen Auffassung der Tragödie. Die Hauptveränderung bezieht sich auf die Handelnden. Der Unterschied zwischen der Dramenauffassung des Aristoteles und dem bürgerlichen Trauerspiel nach Lessing wird in Tabellenform beleuchtet. Was ein bürgerliches Trauerspiel eigentlich ist, wird Dir gründlich erklärt. Die Merkmale des bürgerlichen Trauerspiels im Stück werden nachher eingehend beschrieben. Schließlich enthält die Analyse einen Vergleich zwischen den beiden berühmten bürgerlichen Trauerspielen: ”Kabale und Liebe“ und „Emilia Galotti“.

Außerdem liefern wir dir mit der wichtigen "Kammerdienerszene" ein Beispiel für eine eingehende und detaillierte Szenenanalyse.

Auszug aus dem Text

Die Sprache der Liebenden ist individuell und gefühlsbetont. Ihre Wortwahl enthält Schlüsselbegriffe wie „Herz“ und „Liebe“, die häufig verwendet werden. Die Einsamkeit und Verzweiflung der drei Verliebten wird mehrmals in dem Stück mit Monologen dargestellt (III. Akt, 5. Szene, IV. Akt, 2. Szene, IV. Akt, 4. Szene, IV. Akt, 8. Szene, V. Akt, 4. Szene).

Ferdinands Art zu reden ist von hohem Pathos charakterisiert. Ferdinand ist in seinen Utopien gefangen. Seine leidenschaftliche und egozentrische Schwärmerei wird oft in abstrakten Bildern formuliert, die häufig völlig losgelöst vom konkreten Situationsbezug sind und die das Absolute anstreben. Ferdinand benutzt Übertreibungen, Ellipsen, Metaphern, Allegorien und Ausrufe, um sein Liebesenthusiasmus auszudrücken. Seine Enttäuschung über Luises Verrat, da sie mit ihm nicht flüchten will, lässt ihn eifersüchtig, verbittert, ironisch und zynisch auftreten und sprechen.

Luises Redeweise ist vielfältig und passt sich der jeweiligen Situation an. Sie kann poetisch sein, aber auch naiv, reaktionsschnell, überlegen oder ironisch auftreten. Beispielsweise wendet Luise die geschliffene Sprache der Adligen in ihrem Gespräch mit Lady Milford an, drückt sich aber schlicht und unverblümt aus, als sie mit ihrem Vater spricht.

Luise benutzt eine emotionale und bildhafte Sprache und kann ihre echten Gefühle und Empfindungen artikulieren: „Als ich ihn das erstemal sah – und mir das Blut in die Wangen stieg, froher jagten alle Pulse, jede Wallung sprach, jeder Atem lispelte: Er ist’s (...) Damals – o damals ging in meiner Seele der erste Morgen auf. Tausend junge Gefühle schossen aus meinem Herzen, wie die Blumen aus dem Erdreich, wenns Frühling wird. (...) ich wußte von keinem Gott mehr, und doch hatt ich ihn nie so geliebt“, (S. 9-10, Z. 36-3).

Lady Milfords Sprache ist auch nicht eindeutig. Sie wechselt zwischen einer gehobenen und gewählten Sprache, beispielsweise, als sie Luise herablassend in ihrem Palast empfängt, und einer leidenschaftlichen Ausdrucksweise, so, als sie Ferdinand ihre Liebe erklärt. Sie wendet sich von der unnatürlichen höfischen Sprache ab und findet allmählich in dem Stück zu einer natürlichen Sprache, die zu ihrem künftigen einfachen und ehrlichen Leben passt, zum Beispiel, als sie sich von ihren Dienern verabschiedet und ihnen ihr Vermögen schenkt.

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