Dialoganalyse bei der Begegnung zwischen Christian Wolf und dem Räuberhauptmann
Das entscheidende Gespräch
Christian Wolfs Begegnung mit dem Räuberhauptmann stellt eine Art Scheideweg in der Biografie des Protagonisten dar. Der Sonnenwirt befindet sich zu diesem Zeitpunkt in einer scheinbar ausweglosen Situation. Kurz zuvor tötete er im Affekt seinen Rivalen, eine Tat, die ihn vom einfachen Wilddieb zum Mörder und Schwerverbrecher macht. Ihm bleibt nur die Wahl, freiwillig aus dem Leben zu scheiden oder seinem unglücklichen Schicksal entgegenzusehen. Im Räuberhauptmann glaubt er schließlich einen Verbündeten zu finden, mehr noch: Er wird für seine Taten respektiert und bewundert. Wolf lässt sich von den Reden des Banditen beeinflussen und trifft schließlich die Entscheidung, noch tiefer in den Abgrund der Kriminalität hinabzusteigen.
Aufbau
Schiller leitet den Dialog mit einer präzisen Beschreibung des Räubers ein. Dessen äußere Erscheinung wirkt auf den Leser wie das Klischee eines Bösewichts. Der Anblick des wilden Mannes löst bei Wolf jedoch weder Angst noch Schrecken aus, im Gegenteil: Er freut sich über die Begegnung mit dem Gleichgesinnten.
Der Dialog lässt sich in drei Teile gliedern: Das anfängliche Aufeinandertreffen zweier Fremder, das offene Bekenntnis Christian Wolfs und schlussendlich dessen mehr oder weniger freiwillige Entführung zu den Räubern. Die wörtliche Rede der Gesprächspartner wird durch Passagen der erlebten Rede unterbrochen, welche das zwischenzeitliche Geschehen verkürzt zusammenfassen. Der gesamte Textabschnitt wird aus Perspektive des Protagonisten erzählt.
- Das Gespräch der beiden Figuren beginnt mit einer Identitätsprobe. Die Gesprächspartner versuchen, sich gegenseitig anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes einzuordnen. Fragen nach seiner wahren Identität weicht Christian Wolf schlagfertig aus. Dennoch gibt er seinem Gegenüber zu verstehen, dass sie sich gesellschaftlich auf einer Ebene bef...