Gerechtigkeit

Gullivers Suche nach Gerechtigkeit

Peiniger und Gepeinigten

„Vom ersten Hieb an“ (S. 34), den Gulliver erleiden muss, unterscheidet er zwischen Peinigern und Gepeinigten. Für ihn gibt es nur diesen Unterschied und er macht keinerlei Unterschiede zwischen Völkern und Nationen. Daher gibt es für ihn unter den Peinigern ebenfalls keine Ausnahme, denn sie „haben alle dieselben Augen“ (S. 34). Er wünscht sich, dass die Menschen irgendwann von Gott nach dem Maß ihrer Verbrechen be- und verurteilt werden.

Doch er muss erkennen, dass in der Realität kein Einfluss von Gott zu erkennen ist. Obwohl Gulliver extrem unter der Brutalität der Nazis und ihrer Helfer leidet, stellt er nicht die Theodizee-Frage, sondern geht mit „Ironie und Spott“ (S. 32) damit um. In der Zeit, in der er leiden muss, war Jehova für ihn „fern, mit anderen Welten beschäftigt, oder er studierte an einem theologischen Problem herum, das gerade seinen erhabenen Geist in Anspruch nahm“ (S. 34). Je mehr er abwesend ist, „um so übermütiger wurde sein Volk in den Tod getrieben“ (S. 34-35). Damit verpackt er diese Frage in Ironie und Spott.

Auge für Auge, Zahn für Zahn

Es veranlasst ihn aber dazu, dass er nach dem nur knapp überlebten Erschießungskommando damit beginnt, zu einem Rächer im Untergrund zu werden. Er spürt seine Peiniger nach und nach auf, um sie umzubringen und so „Gerechtigkeit“ dort zu üben, wo das Gesetz versagt. Gulliver ist somit ein europaweit gesuchter Mörder (S. 27), dessen Methoden sehr fragwürdig sind. Dennoch ist sein Handeln aus moralischer Perspektive für ihn dahin gehend legitimiert, dass seine Morde weitere Unschuldige vor dem Tod bewahren.

„Wir können als einzelne die Welt nicht retten…“ (S. 119), äußert Gulliver. Für ihn liegt die Herstellung von Gerechtigkeit in den ...

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