Undines Entwicklung von der Rebellion bis zur Selbstaufgabe

Undine als ungezogenes Kind

Bis zu Undines Beseelung zwischen dem siebenten und achten Kapitel beschreibt Fouqué seine Protagonistin als unartig und verzogen. Trotz ihres Alters von bereits achtzehn Jahren verhält sich die Wasserfrau wie ein trotziges Kind, das durch Streiche und impulsives Temperament auf sich aufmerksam machen will.

Undine verhält sich nicht so, wie es sich damals für eine brave, angepasste und unterwürfige junge Frau gehörte. Das Mädchen ist egoistisch und folgt seinen Launen, ohne sich um die Erwartungen anderer zu scheren: „Denn jeder ist sich doch selbst der Nächste und was gehn einen die andern Leute an“ (S. 33). Wenn Undine zurechtgewiesen wird, sagt sie: „mir ist doch nun einmal so zumute“ (S. 34).

Fouqués Heldin tritt selbstbewusst auf und weiß, was sie will. Bei ihrer ersten Begegnung mit Huldbrand zeigt sie ohne Scham ihr Interesse an ihm. Der Ritter ist vom aktiven Werben Undines überrascht. Von einer Frau hätte er ein schüchternes und schamhaftes Verhalten erwartet: „[…] er meinte, […] sie werde sich bald nachher in zweifacher Blödigkeit vor seinen Blicken abwenden.“ (S. 11).

Undine ist wissbegierig, will die Welt um sich herum begreifen und ihren geistigen Horizont nicht auf den häuslichen Bereich der Fischerhütte beschränken. Daher ist sie besonders neugierig auf den Fremden, der Nachricht ‚von draußen‘ bringt und löchert Huldbrand mit neugierigen Fragen über den Zauberwald (vgl. S. 11/12).

Das Fischerehepaar ist über Undines „Unart“ (S. 12) empört. Sie verhält sich nicht dem frommen und tugendhaften Frauenbild entsprechend und deshalb versuchen die Alten, ihr das „unsittige Betragen“ (S. 13) auszutreiben. Die Pflegetochter solle ihre häuslichen Pflichten erfüllen und der Fischerin zur Hand gehen. Auch Pater Heilmann interveniert, als Undine ihren üblichen Schabernack treibt (vgl. S. 41).

Die Re

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