Liebe und Ehe
Zwischen Liebe und Zweifeln
Huldbrand erfährt erst nach der Hochzeit von Undines wahrer Herkunft. Kurz nach der Trauung behauptet die Wasserfrau zunächst, keine Seele zu besitzen. Erstmals spürt der Ritter ein Unbehagen gegenüber der Geliebten, das sich jedoch sogleich wieder verflüchtigt: „[Huldbrand] wandte sich […] von den furchtbaren Gedanken ab, die noch im Hintergrunde seiner Seele lauerten, und ihm einreden wollten, er sei an eine Fei, oder sonst ein böslich neckendes Wesen der Geisterwelt angetraut [..].“ (S. 42).
Schon in der Hochzeitsnacht plagen den Bräutigam erste Alpträume, die seine Ängste vor der merkwürdigen Undine wiederkehren lassen (vgl. S. 43). Huldbrand schlägt auch diese Zweifel in den Wind. Am darauffolgenden Morgen ist aus der wilden und törichten Undine ein zahmes Hausmütterchen geworden. Der Ritter ist angesichts ihrer Verwandlung verwirrt, glaubt zunächst an eine ihrer Launen (vgl. S. 45, 47).
Undine outet sich schließlich als Elementargeist und gibt an, durch Huldbrand in der Hochzeitsnacht eine Seele erhalten zu haben. Obschon der Ritter von einem „seltsame[n] Schauer“ (S. 47) durchgeschüttelt wird, kann er sich dem Charme von Undines „schüchterne[r] Ergebenheit“ (S. 45) nicht entziehen.
Doch schon einen Tag später wiederholen sich die bekannten Gefühlsschwankungen. Huldbrand kann sich nur schwer in „die seltsame Verwandtschaft seiner Frau finden. Dennoch ließ er sich nichts merken, und die unendliche Anmut des holden Weibes wiegt auch bald jedwede unheimliche Ahnung zur Ruhe.“ (S. 49).
Die ambivalente Haltung des Ritters gegenüber der Wasserfrau, die sich bereits am Beginn ihrer Ehe zeigt, wird nunmehr die gesamte Handlung überdauern und schlussendlich seine Treue gefährden.
Huldbrand und Undine
Als der Ritter und die Wasserfrau einander kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick (vgl. S. 11). Ihre erste körperliche Annäherung beschreibt der Autor mit romantischem Pathos: „Es ist der Himmel! Sagte Huldbrand, und umschlang, inbrünstig küssend, die schmeichelnde Schöne.“ (S. 21). In Gegenwart der konservativen Fischer kann sich das frischverliebte Paar kaum zusammenreißen. Selbst der gemeinsame Alltag ist dank Undines Temperament kurzweilig und abwechslungsreich: Huldbrand geht auf die Jagd, während Undine ihn mit ihrem „anmutigen Zürnen“ empfängt, das sie mit „holdesten Liebkosungen“ wiedergutmacht (vgl. S. 30).
Doch kaum ist von Hochzeit die Rede, verliert die Beziehung an Leichtigkeit. Undine wird ernst, in Tränen aufgelöst, outet sie sich als seelenlos. Auch scheint sie sich vor der gemeinsamen Zukunft zu fürchten. Huldb...