Einheit von Mensch und Natur
Naturschauplätze
Fouqué stellt in seiner »Undine« zwei Welten einander gegenüber: Die Welt der Natur mit ihren Elementargeistern und die Welt der Zivilisation mit ihren Menschen. Diese Trennung offenbart sich nicht nur in den Figuren und ihren Beziehungen zueinander, sondern auch in den Schauplätzen der Handlung.
Die Geschichte beginnt auf einer abgelegenen Seespitze, die Fouqué als nahezu unberührte Natur beschreibt. Das Element Wasser, genauer formuliert, ein „große[r] Landsee“ (S. 7) und ein Waldstrom üben einen wesentlichen Einfluss auf das Gebiet aus. Die Gewässer sorgen für die Schönheit und Pflanzenvielfalt des Ortes, gleichzeitig sind sie jedoch gefährlich und unberechenbar. Die Vertreter des Elements sind die Wassergeister Undine und Kühleborn. Diese beiden Figuren sind auf der Seespitze, dem symbolischen Bereich der Natur, beheimatet. Selbiges gilt für die Fischer, die seit jeher auf der Halbinsel eine kleine Hütte bewohnen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Land und Wasser an diesem Ort eine innige Allianz miteinander eingehen, die Fouqué mit einem Geschlechtsakt vergleicht: „[…] es schien ebenso wohl, die Erdzunge habe sich aus Liebe zu der bläulich klaren, wunderhellen Flut, in diese hineingedrängt, als auch, das Wasser habe mit verliebten Armen nach der schönen Aue gegriffen […].“ (S. 7). Hinter dieser Allegorie verbergen sich zum einen der Wunsch nach Vereinigung zwischen Mensch (Land) und Natur (Wasser) und zum anderen eine Hymne auf die Schönheit der Natur (vgl. Abschnitt „Stilmittel – Bildhafte Sprache“).
Eine symbolische Verbindung zwischen Land und Wasser findet sich ebenfalls in der Schlussszene des Märchens: Auf Huldbrands Beerdigung verwandelt sich Undine in eine Wasserquelle, die den Grabhügel ‚umarmt‘: „[…] an der Stelle, wo sie geknieet hatte, quoll ein silberhelles Brünnlein aus dem Rasen, das rieselte und rieselte fort, bis es den Grabhügel des Ritters fast ganz umzogen hatte […]. Noch in späten Zeiten sollen die Bewohner des Dorfes […] fest die Meinung gehegt haben, dies sei die arme, verstoßene Undine, die auf diese Art noch immer mit freundlichen Armen ihren Liebling umfasse.“ (S. 99). Hier greift Fouqué das M...