Adaption

Literatur

Eigenadaptionen

Fouqué versuchte, an den Erfolg seiner »Undine« anzuknüpfen, indem er weitere Werke über die Elementargeister verfasste. Die 1825 entstandene Novelle »Sophie Ariele« ist den Luftgeistern gewidmet. Die gleichnamige Hauptfigur bezeichnet Fouqué in seiner Autobiografie als die „Schwester der Undine“. Der Autor konzipierte sein Nachfolgewerk als philosophisch-abstrakte Ergänzung zur lebendigen Undinen-Figur und verlegte die Handlung in die Gegenwart anstatt ins Mittelalter. Erfolg hatte er damit jedoch nicht.

Ein Jahr später versuchte es Fouqué mit den Erd- und Feuergeistern. Er verfasste die Novelle »Erdmann und Fiammetta« (1826), welche auch nicht die erhoffte Popularität erlangte.

19. Jahrhundert

Zu den literarischen Adaptionen gehört auch Goethes »Neue Melusine« (1817), die sich (zum Teil parodistisch) auf unterschiedliche Bearbeitungen des Wasserfrauenmythos bezieht. Noch deutlichere Parallelen finden sich in Goethes Gedicht »Der zierlichsten Undine« (1828), das sich an die gleichnamige Wasserfrau richtet und diese vor dem Leben bei den Menschen warnt. In dem Text finden sich indirekte Hinweise auf die Handlung der Fouqué’schen »Undine«, nicht zuletzt in der Erwähnung des Onkels Kühleborn.

Ferner lässt Hans Christian Andersens Märchen »Die kleine Meerjungfrau« (1837) Bezüge zu Fouqué erkennen. Auch bei Andersen fungiert der Beseelungswunsch der Nixe als Aufhänger der Geschichte. Da der angebetete Prinz sich für eine andere Frau entscheidet, muss die Wasserfrau ihn töten. Doch soll sie, anders als bei Fouqué, damit ihren eigenen Tod verhindern.

Auch Oscar Wilde beschäftigt sich in seinem Kunstmärchen »Der Fischer und seine Seele« (1891) mit der Seelenlosigkeit der Wasserfrau. Im Unterschied zur »Undine« geht es jedoch um den Verzicht der Seele aufseiten des Mannes, um ein Leben mit der Nixe führen zu können. Wilde kehrt die Verhältnisse aus Fouqués Erzählung um, übernimmt jedoch einige Merkmale der unmöglichen Liebe zwischen Mann und Nixe.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Eine weniger bekannte Adaption ist Leonie Meyerhofs »Die drei Nixen« (1907). Die Erzählung ist Bestandteil des anonym erschienenen Werkes »Penthesilea: ein Frauenbrevier für männerfeindliche Stunden«. Meyerhof rückt gleich drei Wasserfrauen in den Fokus, die über ihre Mahrtenehen klagen. Unter ihnen ist auch Undine, die rückblickend von ihrer Verbindung mit dem Ritter Hugo von Ringstetten berichtet. Ihre Schilderungen erinnern stark an die Handlung der Fouqué‘schen »Undine«.

In den 1950er Jahren erschienen zwei Gedichte mit dem Titel »Undine«. Werner Bergengruens Variante, 1950 in dem Gedichtband »Heile Welt« veröffentlicht, knüpft an Undines Todeskuss bei Fouqué an und wechselt zwischen weiblicher und männlicher Perspektive. Karl Krolows Gedicht, welches 1952 im Sammelband »Die Zeichen der Welt« erschien, konzentriert sich auf die Naturbeschreibungen von Undines Umgebung.

Jüngstes Beispiel für eine literarische »Undine«-Adaption ist Benjamin Lacombes gleichnamiges Jugendbuch aus dem Jahr 2013. Dabei handelt es sich um eine moderne Nacherzählung der Fouqué-Vorlage, die im Sinne einer Bildergeschichte durch Illustrationen unterstützt wird.

Bekannteste literarische Adaptionen

Die wohl bekannteste Reminiszenz an Fouqués »Undine« ist die 1961 von Ingeborg Bachmann verfasste Erzählung »Undine geht«. Bachmann greift darin Fouqués Motiv der Erlösungssehnsucht auf und deutet es um. Aus der angestrebten Beseelung macht die österreichische Autorin ein Verlangen nach weiblicher Autonomie. Bachmanns Wasserfrau hält ihrem männlichen Pendant den Spiegel vor. Dabei entlarvt sie die Strategien der patriarchalen Unterdrückung, die sich ebenso bei Fouqués Huldbrand wiederfinden. Auch Bachmanns Undine beschließt am Ende ihren Rückzug ins Wasser, handelt jedoch aus selbstbestimmten Motiven heraus.

Bachmann bezieht sich nicht nur auf Fouqué, sondern auch auf den französischen Schriftsteller Jean Giradoux. Dessen Drama »Ondine« (1939) schildert die Liebesbeziehung zwischen der Wasserfrau Undine und dem Ritter Hans. Wesentliche Teile des Handlungsverlaufs und der Figurenkonstellation hat Giradoux von Fouqué übernommen. Das Erlösungsmotiv wird jedoch in sein Gegenteil verkehrt. Nicht die Wasserfrau erhofft sich durch die menschliche Seele ein besseres Dasein, sondern der Ritter strebt durch die Vereinigung mit der Natur zu Höherem.

Opern

E.T.A. Hoffmann: Undine (1816)

In der Magie der Nymphenwelt, den poetischen Naturbeschreibungen und der Dramatik der Liebesgeschichte aus Fouqués »Undine« sahen viele Künstler eine nahezu prädestinierte Vorlage für musikalische Bearbeitungen.  Das Multitalent E.T.A. Hoffmann war gar der Meinung, Fouqué habe sein Werk eigentlich für die Musik geschrieben.

Der vielseitig begabte Schriftsteller, Komponist und Jurist Hoffmann komponierte schließlich unter dem Titel »Undine« eine romantische Zauberoper in drei Akten Fouqué selbst verfasste das dazugehörige Libretto. Die an das deutsche Mittelalter angelehnte Dekoration entwarf der berühmte Architekt und Bühnenbildner Carl Friedrich Schinkel.

Im Unterschied zur Erzählung tritt Kühleborn in Hoffmanns Oper als übermächtiger Wasserfürst auf, der die Beziehung zwischen Undine und Huldbrand ebenso wie die Menschen im Allgemeinen von vornherein ablehnt, und zwar unabhängig vom Treuebruch. Die Darstellung konzentriert sich weniger auf die tragische Liebesgeschichte und die psychologische Motivation de...

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