Undine und Bertalda

Die Gegenspielerinnen

Die Gegensätze zwischen Undine und Bertalda offenbaren sich bereits im Namen der Figuren. Bertalda leitet sich aus dem Althochdeutschen ab und bedeutet »die Strahlende, Glänzende«. Diese an Sonne und Feuer angelehnte Bezeichnung steht im starken Kontrast zum Namen Undine, der auf das lateinische Wort für Welle (Unda) zurückgeht. In Anlehnung an die bei den Romantikern so beliebte Elementarlehre sind also Fouqués Protagonistinnen eigentlich wie Feuer und Wasser unvereinbar.

Auffällig ist die gegenläufige Entwicklung der beiden Frauen: So kommt Undine als Kind eines Wasserfürsten zur Welt und wird kurz darauf die Tochter eines armes Fischerehepaars. Bei Bertalda ist es genau umgekehrt: Sie wird als Fischerstochter geboren und landet als Pflegetochter bei einem angesehenen Herzogenpaar. Darüber hinaus wird der seelenlosen Undine eine menschliche Seele verliehen, während Bertalda, die als Mensch über eine Seele verfügen sollte, sich als seelenlos erweist.

Alles in allem stammen die Freundinnen aus zwei verschiedenen Welten, was nicht allein metaphorisch, sondern wortwörtlich zu verstehen ist. Als Wasserfrau wurde Undine in den Tiefen ihres Elements geboren und ist unweigerlich an die Welt der Elementargeister gebunden. Ihrer Abstammung nach ist sie ein Naturwesen mit übernatürlichen Kräften. Bertalda hingegen ist Angehörige des Menschengeschlechts. Ihre Heimat ist die Zivilisation, genauer gesagt, die mittelalterlich-bürgerliche Reichsstadt.

Eine besondere Verbindung

Das Verhältnis zwischen Undine und Bertalda ist für die Dreiecksbeziehung von entscheidender Bedeutung. Indem Fouqué eine besondere Verbindung zwischen den Frauen herstellt, geht er über die klassische Rivalität zwischen Nixe und Menschenfrau, wie sie aus anderen Mythen bekannt ist, noch hinaus. Weder die Meerfee der Staufenbergsage noch Ringoltingens Melusine oder die Saalnixe von Vulpius sind derart eng mit ihrer Konkurrentin verknüpft (vgl. Kapitel „Epoche“, Abschnitt „Quellen“).

Zwar haben auch Undine und Bertalda allen Grund, eifersüchtig aufeinander zu sein, da sie mit dem Ritter Huldbrand de...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen