Sprache, Schreibstil und Sprachlosigkeit
Epik, Lyrik und Dramatik
Fouqués »Undine« vereint verschiedene literarische Gattungen in einem Text. Dieses Verfahren ist charakteristisch für die Romantik und geht auf Friedrich Schlegels Idee der sogenannten progressiven Universalpoesie zurück.
Vordergründig kann das Werk der Gattung Epik zugeordnet werden, da es sich um einen erzählenden Prosatext handelt. Darüber hinaus wird die Geschichte von einem fiktionalen Erzähler präsentiert. Das (Kunst-)Märchen, als welches auch Fouqués »Undine« bezeichnet wird, gehört zu den epischen Kleinformen (siehe dazu Textsorten „Epik“).
Daneben lassen sich in der »Undine« auch Merkmale des Dramas erkennen. Nicht grundlos ist das Werk so häufig für die Bühne adaptiert worden (vgl. Kapitel „Epoche“, Abschnitt „Adaption“). Die Handlung lässt sich problemlos in einzelne Akte und Szenen mit unterschiedlichen Schauplätzen unterteilen. Des Weiteren eignen sich die integrierten Dialoge für eine szenische Umsetzung. Auch innere Monologe (z.B. Huldbrands Gefühlsschwankungen) könnten auf der Bühne wiedergegeben werden. Nicht zuletzt eignet sich der Text für die Besetzung eines Erzählers.
Gleichfalls findet sich die Lyrik in Fouqués »Undine« wieder. So stellt der Autor der eigentlichen Erzählung bereits ein Gedicht voran. Es trägt den Titel »Zueignung« und ist der Hauptfigur Undine gewidmet. Es verfügt über einen einfachen Aufbau mit sieben Strophen mit jeweils vier Versen, die durch einen umarmenden Reim gekennzeichnet sind.
Ein kleines Gedicht trägt auch der Nixenmann Kühleborn vor, als er den Ritter Huldbrand warnt: „Rascher Ritter, rüst’ger Ritter, ich zürne nicht, ich zanke nicht; schirm nur dein reizend Weiblein stets so gut, du Ritter rüstig, du rasches Blut!“ (S. 53) (vgl. hierzu Abschnitt „Stilmittel“).
Lyrisch sind auch die von Undine vorgetragenen Lieder. Erstmals singt die Heldin, nachdem Huldbrand sie auf einer Sandbank findet. Da sie nicht in die Fischerhütte zurückkehren will, besingt sie ihren Abschied von den Pflegeltern (vgl. S. 22). Der Text erinnert an Bertaldas einstiges Verschwinden und stellt somit eine Verbindung zum nächsten Liedvortrag her: Hier singt Undine davon, wie Bertalda vom Herzog gefunden und aufgezogen wurde, nachdem deren leibliche Eltern, die Fischer, sie für ertrunken hielten (vgl. S. 58/59). Kurz drauf setzt Undine zu einem zweiten Lied an, welches den Kummer der Fischer nach dem Verlust ihrer Tochter schildert (vgl. S. 59).
Satzbau
Ein Kennzeichen für Fouqués Schreibstil sind lange, bandwurmartige Sätze. Zu Beginn des 13. Kapitels findet sich ein besonders prägnantes Beispiel. Hier fasst der Erzähler die Ereignisse in einem einzigen überlangen Satz in Form einer Hypotaxe zusammen:
„Er weiß wohl, dass man recht kunstmäßig und Schritt vor Schritt entwickelt könnte, wie Huldbrands Gemüt begann, sich von Undinen ab- und Bertalden zuzuwenden, wie Bertalda dem jungen Mann mit glühender Liebe immer mehr entgegenkam, und er und sie die arme Ehefrau als ein fremdartiges Wesen mehr zu fürchten als zu bemitleiden schienen, wie Undine weinte, und ihre Tränen Gewissensbisse in des Ritters Herzen anregten, ohne jedoch die alte Liebe zu erwecken, so dass er ihr wohl bisweilen freundlich tat, aber ein kalter Schauer ihn bald von ihr weg, und dem Menschenkinde Bertalda entgegen trieb.“ (S. 67).
Fouqué trennt die einzelnen Bestandteile seiner langen Sätze durch Kommata, Gedankenstriche und Semikola. Dabei verwendet er ebenso Parataxen, wenn auch weitaus seltener. Durch die Aneinanderreihung von kurzen einfachen Sätzen werden der Erzählfluss beschleunigt und Spannung erzeugt. Fouqué nutzt diese Funktion, als Bertalda und Huldbrand zu ertrinken drohen: „Sie schalt, sie drohte in die Fluten hinab, die drohende Turmeswoge verschwand murrend und murmelnd, leise rannen die Wasser im Mondglanze dahin […].“ (S. 80).
Adjektive
hold
Adjektive spielen in der Sprache der »Undine« eine bedeutende Rolle. Dies gilt insbesondere für die Beschreibung der Charaktere, da sich hier einige auffällige Wiederholungen zeigen. Allem voran ...