Handlungsorte und Handlungszeit

Der Schwarzwald

Der Ort des Geschehens spielt in Fouqués »Undine« eine zentrale Rolle. Wenngleich der Autor keine konkreten geografischen Angaben macht, lässt sich doch zumindest die etwaige Region herausfinden.

Die fiktive Burg Ringstetten, Eigentum und Wohnsitz des Ritters Huldbrand, liegt an „den Quellen der Donau“ (S. 10). Der Karte nach befindet sich dieser Ort im Schwarzwald nahe Donaueschingen. Allerdings sind die genaue Platzierung und Definition der Quelle bis heute umstritten. Da mehrere Varianten infrage kommen, spricht Fouqué vermutlich auch von „den Quellen“.

Die sogenannte historische Donauquelle befindet sich im Garten des Fürstlich-Fürstenbergischen Schlosses, welches 1723 erbaut wurde. Ohnehin ist der Schwarzwald ein Ballungsgebiet von Schlössern und Burgen, die sich jedoch zumeist am Rand des Schwarzwaldes befinden. Für das deutsche Mittelalter, in welchem die »Undine« angesiedelt ist, war diese Region von zentraler kultureller Bedeutung.

Namentlich an den Schwarzwald angelehnt ist auch das erfundene Schwarztal, das im 14. Kapitel des Romans erwähnt wird. Fouqué übernahm die Bezeichnung vermutlich aus Leonhard Wächters (alias Veit Webers) »Sagen der Vorzeit« (1787) (vgl. Kapitel „Epoche“, Abschnitt „Quellen – Weitere Quellen“).

Die in beiden Ortsbezeichnungen anklingende Dunkelheit und Bedrohung fügen sich in die spannungsgeladenen Stellen der Erzählung ein: „Das Schwarztal liegt tief in die Berge hinein. Wie es jetzo heißt, kann man nicht wissen. Damals nannten es die Landleute so, wegen der tiefen Dunkelheit, welche von hohen Bäumen, worunter es vorzüglich viele Tannen gab, in die Niederung heruntergestreuet ward. Selbst der Bach, der zwischen den Klippen hinstrudelte, sahe davon ganz schwarz aus, gar nicht so fröhlich, wie es Gewässer wohl zu tun pflegen, die den blauen Himmel unmittelbar über sich haben.“ (S. 74)

Der Zauberwald

Ebenso düster und bedrohlich wie das Schwarztal wird auch das Waldstück beschrieben, welches zwischen Landzunge und Reichsstadt liegt. „Denn hinter der Erdzunge lag ein sehr wilder Wald, den die mehrsten Leute wegen seiner Finsternis und Unwegsamkeit, wie auch wegen der wundersamen Kreaturen und Gaukeleien, die man darin antreffen sollte, allzu sehr scheueten, um sich ohne Not hineinzubegeben.“ (S. 7).

Vorbild für den Ort war vermutlich ein Waldstück nahe der sächsisch-preußischen Grenze, das Fouqué aus seiner Kindheit kennt. In seiner Autobiografie schreibt der Autor, dass es dort allerhand Diebesgesindel gegeben habe, von denen man sich schaurige Geschichten erzählte (vgl. Kapitel „Epoche“, Abschnitt „Autobiografische Bezüge“).

In »Undine« jedoch sind es magische Gestalten, die sich dort herumtreiben und das Gebiet zu einem typischen Märchenwald machen. Bei den wundersamen Bewohnern handelt es sich vornehmlich um Erd- und Luftgeister (vgl. Abschnitt „Elementargeister“). Aber auch der Wassergeist Kühleborn hält sich mitunter in dem Forst auf (vgl. S. 26, 66). Vermutlich gelangt er über die Waldbäche dorthin.

Die Reichsstadt

Hinter dem Zauberwald liegt ein zunächst al...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen