Erzählverhalten
Das ausgeklügelte Erzählen im „Prozess“ ist aber kein reiner Selbstzweck. Durch die so geschaffene Ungewissheit wird die absolut ausweglose Situation des Protagonisten Josef K. ästhetisch vor Augen geführt. In einem größeren Kontext verweist das Erzählverhalten auf die radikale Subjektivierung, die seit dem 18. Jahrhundert in Europa ihren Anfang nimmt. Sie verdeutlicht die Entfremdung, Anonymisierung und den Verlust von Selbstwertgefühl und Identität. Aufgrund des Umstandes, dass K. eine Hohlform ist, in die der Leser seine Reflexionen projizieren kann, beteiligt Kafka den Leser direkt an der Ausweglosigkeit des Protagonisten und lässt ihn an dem eben beschriebenen gesellschaftlichen Prozess teilhaben....