Franz Kafka
Franz Kafka wurde am 3.Juli in Prag als Sohn von Hermann Kafka (1852-1931) und Julie Kafka (geb. Löwy; 1856-1943)) geboren. Hermann Kafka stammte aus ärmlichen, ländlichen Verhältnissen. Seine Frau brachte ein kleines Vermögen mit in die Ehe, sodass er durch seine Tüchtigkeit und sein Durchhaltevermögen zu einem recht angesehenen Kaufmann wurde. Eine Tüchtigkeit, die er auch seinen Kindern abverlangte.
Franz Kafka wollte nie in das Weltbild seines Vaters passen. Aufgrund dieser Andersartigkeit musste er sich zeitlebens schwere Vorwürfe von seinem Vater gefallen lassen. Die Tatsache, dass er Hermann Kafkas Ansprüchen nicht genügen konnte und wollte, löste in Franz Kafka Angstzustände, Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexe, Schuldgefühle und Kontaktschwierigkeiten zu anderen Menschen aus. Diese Gefühle können als diejenigen Faktoren qualifiziert werden, die Kafkas literarische Arbeit wahrscheinlich nicht unwesentlich beeinflussten.
Kafka besuchte von 1889 bis 1893 die Deutsche Knabenschule in Prag. Anschließend war er Schüler am humanistischen Staatsgymnasium. 1901 legte er dort die Reifeprüfung ab. Im selben Jahr nahm er an der Karls-Universität Prag zunächst das Studium der Chemie auf. Den Wunsch, Germanistik zu studieren, konnte er gegen seinen Vater nicht durchsetzen und kurze Zeit später wechselte er zum Jurastudium. Dieses schloss er nach 5 Jahren mit der Promotion bei Alfred Weber ab. Es folgte ein obligatorisches Rechtspraktikum im Landes- und Strafgerichtshof.
Ab 1908 war er bis 1922 bei der „Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen“ tätig. Dort war er ab 1910 als Konzipist tätig und es folgten drei weitere Beförderungen: 1913 wurde Kafka Vizesekretär, 1920 Sekretär und 1922 Obersekretär. Kafka hat diese Arbeit nie gemocht. Auch das von der Familie eingeforderte Engagement im Geschäft der Eltern vermochte ihm keine Befriedigung zu verschaffen.
Kafka beschäftigte sich schon während seiner Schulzeit mit Literatur. Es liegen aber keine Belege dafür vor, ob oder was er in dieser Zeit geschrieben hat. Ab 1908 veröffentlichte Kafka erste Texte, doch erst 1912 fand er mit „Das Urteil“ zu seinem eigenen Stil. Es folgte eine produktive Schaffensphase, die auch mit der Beziehung zu Felice Bauer zusammenhing. In dieser Zeit schrieb er „Der Heizer“ und „Die Verwandlung“.
Die Verlobung mit Felice im Mai 1914 und die Entlobung am 23. Juli 1914 gaben ihm den Anstoß zur Abfassung von „Der Prozess“. Kafka empfand die Situation bei der Entlobung in Berlin als „Gerichtshof im Hotel“. 1917 erfolgte die zweite Verlobung mit Felice Bauer, die aber nur ein knappes halbes Jahr hielt. Anschließend folgten eine kurze Verlobung mit Julie Whoryzek (1919) und verschiedene kurze Beziehungen zu anderen Frauen.
Bemerkenswert ist, dass Kafka nach der Entlobung mit Felice Bauer in eine literarisch äußerst unproduktive Phase geriet. Außer der „Verwandlung“ und „Vor dem Gesetz“ (später in den „Prozess“ integriert) veröffentlichte er keine Texte. Auch danach erfolgten nur noch fünf Veröffentlichungen: 1918 „Der Mord“ und „Ein Landarzt“, 1919 „In der Strafkolonie“, 1921 „Der Kübelreiter“ und 1924 „Ein Hungerkünstler“. Kafka starb am 3. Juni 1924 an den Folgen einer Lungentuberkulose.
Ein Großteil der heute von Kafka bekannten Texte wurde erst posthum veröffentlicht. Dies ist Max Brod zu verdanken, der nach Kafkas Tod als dessen Nachlassverwalter eingesetzt wurde. Er folgte in dieser Funktion nicht den Anweisungen Kafkas, alle Manuskripte nach seinem Tod zu vernichten. Aus den Veröffentlichungen nach Kafkas Tod sind besonders die drei Romanfragmente „Der Prozess“, „Das Schloss“ und „Der Verschollene“ oder „Der Brief an den Vater“ hervorzuheben.
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