Motive

 

Auszug:

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Darüber hinaus verschmelzen in dem Motiv technische Rationalität und poetische Fantastik. Aus einer radikal romantischen Perspektive heraus ist Olimpias Lebendigkeit eine Glaubensfrage – die Frage nach dem Glauben an die Magie der Dinge. Wer hingegen mit aufgeklärter Perspektive auf Olimpia blickt, fürchtet sie: „‘Wohl mag euch, ihr kalten prosaischen Menschen, Olimpia unheimlich sein. Nur dem poetischen Gemüt entfaltet sich das gleich organisierte!“ (S. 34).

Gleichzeitig wird mit dem Olimpia-Betrug die romantische Kritik am Fortschrittsglauben der Aufklärung deutlich. Die Nachahmung der menschlichen Natur erscheint bedrohlich, ja nahezu teuflisch, wenn man an die Dämonisierung der Automatenbauer denkt. Schöpfertum mithilfe technischer Innovationen birgt moralische und ethische Gefahren in sich und wird auch heute noch, etwa im Zuge der Künstlichen Intelligenz, debattiert.

Andererseits verbirgt sich hinter dem Automaten-Motiv auch eine Kritik der Aufklärer am narzisstischen Subjektivismus der Romantiker. So wirkt es nahezu lächerlich, wenn Nathanael sich einbildet, Olimpia lausche seinen Gedichten „mit großer Andacht“ (S. 35) und in ihrem schlichten „Ach – Ach“ drücke sich eine innere „Welt voll Liebe und hoher Erkenntnis des geistigen Lebens in der Anschauung des ewigen Jenseits“ (ebd.) aus.