Rezension
E.T.A. Hoffmanns »goldner Topf« gilt als Klassiker der deutschen Spätromantik und wurde erstmals 1814 in der Reihe »Fantasiestücke in Callot’s Manier« veröffentlicht. Das Werk vereint Merkmale der Novelle und des Kunstmärchens in sich. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Verschränkung des Alltäglichen mit dem Magischen wird »Der goldne Topf« vielfach auch als Wirklichkeitsmärchen bezeichnet.
Hoffmann siedelt die Handlung in seiner damaligen Heimatstadt Dresden an und steigt mit einer scheinbar gewöhnlichen Alltagssituation in das Geschehen ein: Der verträumte und tollpatschige Student Anselmus rennt in den Korb eines Äpfelweibes hinein. Diese reagiert jedoch so garstig darauf, dass sie den Unglücksraben sogleich mit einem Fluch belegt. Mit diesem mysteriösen Ereignis beginnt Anselmus‘ Heldenreise.
Noch am selben Tag hat der Protagonist eine Vision von drei goldgrünen Schlangen, die ihm geheimnisvolle Botschaften zuflüstern. Er verliebt sich in Serpentina, die schönste von ihnen. Fortan treibt ihn eine unstillbare Sehnsucht nach der magisch-fantastischen Welt umher.
Bei den Philistern machen Anselmus‘ Träumereien jedoch keinen guten Eindruck. Und so gerät der Student in einen Zwiespalt, als er sich ausgerechnet auch noch in die hübsche Bürgerstochter Veronika verliebt. So ist der Protagonist nicht mehr nur zwischen Alltag und Magie, sondern auch zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen.
Bei dem wunderlichen Archivarius Lindhorst nimmt Anselmus eine Stellung als Kopierer an, und zwar erst recht deshalb, da er weiß, dass Serpentina dessen Tochter ist. Die Schlangenfrau wird zu seiner Muse und so entwickelt sich der Protagonist schon bald vom Schreiber zum Schriftsteller.
Unglücklicherweise wird er nach wie vor von dem bösen Äpfelweib verfolgt, dessen Fluch sich bewahrheitet. Schon bald unterläuft Anselmus ein schwerwiegender Fehler, als er beim Kopieren vor lauter Ungeschicklichkeit …