Gut und Böse
Zwei Seiten der märchenhaft-fantastischen Welt
Geschlechterdifferenzen
Einige Interpreten gehen davon aus, dass sich Hoffmanns Zweiteilung des »goldnen Topfes« in eine bürgerliche Alltagswelt und eine märchenhafte Fantasiewelt (vgl. abschnitt „Dualismus“) noch weiter aufspalten lässt. Die zauberhaft-irrationale Seite könne demnach zusätzlich in Gut und Böse unterteilt werden (siehe Grafik).
Wesentliche Repräsentanten dieser Annahme sind die Figuren Lindhorst und Äpfelweib. Beide stammen aus dem Zauberreich Atlantis und verfügen über magische Kräfte. In ihnen offenbart sich nicht nur das Gegensatzpaar Gut und Böse, sondern auch das Gegensatzpaar Männlich und Weiblich.
Die Rolle der Frau als Biest und Verderberin hat in den Märchen und Mythen eine lange Tradition. Dazu zählen die schauerlichen Hexen, die bösen Königinnen und Stiefmütter ebenso wie die Mörderinnen der griechischen Mythologie. So lehnt auch Hoffmann sein Äpfelweib an die klassische Hexe des Volksmärchens an (vgl. Charakterisierung Äpfelweib / Rauerin).
Dem steht der Archivarius Lindhorst gegenüber, der als weiser alter Mann das Gute verkörpert. Dieses Männerbild blickt ebenfalls auf eine lange Tradition zurück und hat sich in der Kulturgeschichte als Archetypus herausgebildet. Dabei handelt es sich um Autoritäts- und Vaterfiguren, Lehrer und Meister, die den Helden auf seiner Mission begleiten und unterstützen.
Interessant ist die Tatsache, dass Hoffmann die geschl…
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Gut und Böse als Spiegel des Dualismus
Geht man in der Interpretation noch einen Schritt weiter, so spiegelt sich in dem durch Lindhorst und Äpfelweib vertretenen Prinzip von Gut und Böse der Dualismus der Novelle wider (siehe Grafik).
Die romantische Perspektive
Aus romantischer Sicht lässt sich die Alltagswelt als negatives Prinzip deuten. Hoffmann verwendet hier Begriffe, wie „Bürde“ (S. 101), „Armseligkeiten“ (S. 96, 101), „kleinlich“ (S. 96) und „quälendes Missbehagen“ (S. 28, 96). Die bürgerliche Welt ist insofern ‚böse‘, als dass sie ihre ‚Bewohner‘ einengt, quält und deprimiert. So fürchtet sich der Erzähler am Ende der Novelle gar mehr vor dem Alltag als vor den schaurigen Gestalten der schwarzen Magie (vgl. S. 101).
Böse sind demzufolge auch diejenigen Figuren, die andere an ihrer Reise nach Atlantis hindern wollen. Dazu gehören neben dem Äpfelweib auch die Philister, die Hoffmann an mehreren Stellen kritisiert und belächelt. So sind der Registrator Heerbrand, der Konrektor Paulmann…