Dualismus
Bürgerliche Alltagswelt und märchenhafte Fantasiewelt
Die Überschriften
Hoffmann lässt den »goldnen Topf« in zwei unterschiedlichen Welten spielen, der bürgerlichen Alltagswelt und der märchenhaften Fantasiewelt. Einerseits bilden diese Sphären Gegensätze, die nebeneinander beziehungsweise in Abgrenzung zueinander existieren. Andererseits durchdringen sie einander, ergänzen sich und stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Diese komplexe Art der Beziehung zwischen zwei Prinzipien wird mit dem Begriff Dualismus beschrieben (siehe auch dazu Abschnitt „Gut und Böse“).
Der Dualismus des »goldnen Topfes« macht sich bereits in einigen Untertiteln der Vigilien bemerkbar. Hier kombiniert Hoffmann Begriffe der magisch-fantastischen und der bürgerlich-alltäglichen Welt: „Des Konrektors Paulmann Sanitätsknaster und die goldgrünen Schlangen.“ (S. 5) – „Conradis Magenlikör und das bronzierte Äpfelweib.“ (S. 12) – „Wie die schwarze Feder eine Runkelrübe liebkoste und der Registrator Heerbrand sich sehr betrank.“ (S. 62).
Der Zwiespalt des Anselmus
Mit Anselmus schafft Hoffmann eine Figur, die sich zwischen beiden Dimensionen hin- und hergerissen fühlt. Seine Wurzeln hat der Dresdner Student in der bürgerlich-alltäglichen Welt. Da er jedoch künstlerische Anlagen besitzt und zur Melancholie und Fantasie neigt, ist er besonders für die Wunder der märche…
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Magische und alltägliche Orte
Die Schauplätze der einzelnen Vigilien des »goldnen Topfes« lassen sich unter dem Geschichtspunkt des Dualismus aus betrachten. Die Grundlage für alles Alltägliche und Wunderbare bildet die sächsische Hauptstadt Dresden, in der Hoffmann selbst während der Entstehungszeit gelebt hat. Dieser Ort ist durch und durch gewöhnlich und dürfte nicht nur dem Autor, sondern auch dem ein oder anderen Leser bekannt sein.
Hoffmann lässt seine Figuren an realen Plätzen der Stadt umherwandeln, wie dem Schwarzen Tor, dem Elbufer, dem Ausflugslokal Linke’sches Bad und vielen weiteren Orten mehr (vgl. Kapitel „Analyse“, Abschnitt “Schauplätze“).
Geschickt integriert Hoffmann in die …
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Vexierbild
Der Dualismus in Hoffmanns Novelle wird häufig mit einem Vexierbild verglichen. Dieser Begriff beschreibt solche Bilder, die je nach Betrachtungsweise etwas anderes darstellen können. Häufig handelt es sich dabei um optische Täuschungen, Kipp-, Dreh- und Suchbilder oder sogenannte Anamorphosen.
Dem Hoffmann’schen Vexierbild liegt die Annahme zugrunde, dass die alltägliche und die übernatürliche Welt gleichwertig sind. Beide Sphären sind demnach Teile der Wirklichkeit. Hoffmann beschreibt dieses Phänomen in seinen »Serapionsbrüdern«, aus denen er das serapiontische Prinzip ableitet (vgl. Kapitel „Analyse“, Abschnitt „Das serapiontische Prinzip“).
Die Wirklichkeit ist demnach eine zutiefst subjektive Angelegenheit. Was wahr ist …