Atlantis

Atlantis im „goldnen Topf“

Der griechische Philosoph Platon (428/427 – 348/347 v. Chr.)  beschreibt „Atlantis“ in seinen Dialogen Timaios und Kritias um das Jahr 360 v.Chr. Laut Platon existierte die „Insel“ Atlantis ca. 9600 v.Chr., lag im Atlantik direkt westlich vor den Säulen des Herakles, also bei der Meerenge von Gibraltar, und ging unter, nachdem die Herrscher von Atlantis immer dekadenter geworden waren. Die reale Existenz von Atlantis ist niemals bewiesen worden.

Im »goldnen Topf« wird das Zauberreich Atlantis als entlegener wundersamer Ort eingeführt, in welchem die magisch-fantastischen Figuren der Novelle einst gelebt haben. Sowohl der Archivarius Lindhorst als auch dessen Tochter Serpentina und nicht zuletzt das Äpfelweib stammen von dort.

Atlantis spielt eine besondere Rolle am Ende der Erzählung, als der Erzähler Schwierigkeiten hat, den Schluss des Märchens zu verfassen. Der Archivarius Lindhorst bietet ihm in einem Brief seine Hilfe an. Darin fordert e…

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Symbolik

Das Zauberreich Atlantis steht symbolisch für das goldene Zeitalter und den harmonischen Einklang von Mensch und Natur. Dieser Zustand wird auch als göttliches Prinzip der Unendlichkeit verstanden. In diese solle der Mensch zurückkehren, nachdem er sich durch den „Funken des Gedankens“ (sprich: die Vernunft) davon entfernt hat. Erst die schmerzhafte Entfremdung macht es möglich, dass der Mensch einen Erkenntnisprozess durchläuft und sich anschließend wie Phoenix aus der Asche zu noch Höherem erhebt. Anders als in den vorangegangenen Märchen markiert Atlantis hier demnach das Ziel der Rückkehr aus der Erkenntnis, das höchste Ideal.

Stilistisch beschreibt Hoffmann die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur mithilfe von Metaphern: „Der Duft ist die Sehnsucht, aber Feuer das Verlangen […] Feuer ist das Verlangen, aber Hoffnung ist unser kühler Schatten!“ (S. 99/100), und Synästhesien: „Die goldnen…

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Atlantis: Wahrheit oder Utopie?

Der vertrauensunwürdige Poet

Die weitreichende Bedeutung von Atlantis offenbart sich erst im Kontext der Geschichte. So liegt die Besonderheit des letzten Märchens in der Unzuverlässigkeit des Erzählers und der daraus folgenden Unglaubwürdigkeit des Erzählten begründet. Ein ähnliches Bild ergibt sich zwar auch in der ersten Erzählung (hier geschieht dies jedoch durch die Konfrontation mit der bürgerlichen Welt der Kaffeehausgäste, die Lindhorst für seinen Vortrag auslachen). Im Märchen der letzten Vigilie erscheint jedoch das gesamte naturphilosophische Konzept von Atlantis fragwürdig.

Mit der Poesie deutet Hoffmann die Möglichkeit an, das Ideal von Atlantis zu erreichen. Damit ist er unter den Romantikern in guter Gesellschaft. Gleichzeitig karikiert er jedoch den schriftstellerischen Prozess, indem er aus dem Dichter einen alkoholkranken Realitätsflüchtling macht. Die Idee von Atlantis wird damit zum Hirngespinst eines Wahnsinnigen. Nicht umsonst hatte der Erzähler es nötig, um die Glaubwürdigkeit seiner Geschichten zu ringen und den Leser um Vertrauen anzubetteln (vgl. S. 28/29).

Andererseits sind Wahnsinn und Rausch nach Hoffmanns Gewährsmann…

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