Anselmus als Außenseiter

Der typische Romantiker

Der Student Anselmus, Hauptfigur des »goldnen Topfes«, lebt weitgehend isoliert, hat wenig Freunde. Als Student ist er nicht gerade wohlhabend, zudem gerät er durch seine Unbeholfenheit und Tollpatschigkeit häufig in schwierige Situationen: „Grüße ich wohl je einen Herrn Hofrat oder eine Dame, ohne den Hut weit von mir zu schleudern, oder gar auf dem glatten Boden auszugleiten […]?“ (S. 7).  Seine Unsicherheit und Schüchternheit werden durch all die Missgeschicke nur verstärkt, sodass er auch bei den Damen nur wenige Erfolgschancen zu haben scheint.

Anders als die vernunftorientierten Philister ist Anselmus ein Tagträumer, der sich von der Sehnsucht nach einer anderen Welt umhertreiben lässt. Er ist ein Sonderling, ein Außenseiter, der von den angepassten Spießbürgern belächelt wird.  Während schwermütig-schwärmerische jun…

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Der Schüchterne

Hoffmann macht wiederholt auf Anselmus‘ Schüchternheit aufmerksam, die ihn ein wenig ängstlich im Umgang mit anderen Menschen erscheinen lässt. Insbesondere die rationale Interpretationsgrundlage fördert diese Charaktereigenschaft zutage, wie sich in einigen der folgenden Beispiele zeigen wird.

Gleich in der ersten Szene drückt der Protagonist dem Äpfelweib unaufgefordert sein gesamtes Geld in die Hand, nachdem er versehentlich ihren Korb umgestoßen hat. Angesichts des mäßigen Schadens erscheint dies übertrieben zu sein. Daraus lässt sich nicht nur die Unsicherheit des Studenten, sondern auch seine Konfliktsc…

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Der psychisch Kranke

Anselmus fühlt sich zwischen der realistisch-alltäglichen und der fantastisch-wunderbaren Sphäre hin- und hergerissen, insbesondere deshalb, weil er gleich zwei Frauen liebt, die aus eben jenen unterschiedlichen Welten stammen: „[…] ja es wurde ihm wieder so zumute, als müsste er doch an die Serpentina glauben – es brauste, es gärte in seinem Inneren. Veronika reichte ihm ein Glas Punsch, und indem er es fasste, berührte er leise ihre Hand. - »Serpentina! Veronika“« seufzte er in sich hinein.“ (S. 77).

Die typisch romantische Zerrissenheit zwischen Fantasie und Vernunft kann auch in psychischen Ausnahmezuständen enden. Wiederum sahen die romantischen Naturphiloso…

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Der wahnsinnige Dichter

Mit seinen Wahnvorstellungen befände sich Anselmus nicht nur mit den literarischen Helden der Romantik, sondern auch mit den Schriftstellern der Epoche in guter Gesellschaft. Namhafte Autoren, wie Hölderlin, Lenz, Büchner und Novalis, galten als psychisch krank und/oder schieden durch Selbstmord aus dem Leben.

So ist das Handwerk des Autors häufig mit sozialer Isolation und Realitätsverlust verbunden. Der schreibende Künstler ist mit sich und der fiktiven Welt, die er zu Papier bringt, allein. Seine fantasievollen und komplexen Gedankengänge sind für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar.

Anselmus wi…

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