Merkmale der Novelle im Werk
Die Novelle der Romantik
Die Gattung der Novelle hat sich im Laufe der Literaturgeschichte immer wieder verändert und kann daher nur schwer auf bestimmte Strukturmerkmale festgelegt werden. Einzig hinsichtlich der Länge war man sich durchgängig dahin gehend einig, dass es sich um einen Prosatext mittleren Umfangs (kürzer als ein Roman und länger als eine Kurzgeschichte) handeln soll.
In der Romantik erlebt die Novelle einen regelrechten Aufschwung. Autore…
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Die unerhörte Begebenheit
Nach Goethe und Schlegel steht die unerhörte Begebenheit vor allem in Bezug zum Inhalt der Novelle und weniger zu deren Form. Beide sprechen in diesem Zusammenhang von einem Ereignis, das für die Leser vollkommen neu und außergewöhnlich sein soll. Diese Neuheit ist bereits im Namen Novelle, übersetzt als „kleine Neuigkeit“ erkennbar. Goethe umschreibt den Ereignischarakter mit einer „unerhörten Begebenheit“, Schlegel benutzt den Begriff der „Anekdote“.
Das ungewöhnliche Ereigni…
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Erzählstil und Ironie
Objektivität und Subjektivität
Friedrich Schlegel definierte die Novelle in ihrem besonderen Spannungsverhältnis von Objektivität und Subjektivität. Texte dieser Gattung sollten die Illusion eines Tatsachenberichts bewirken. Man habe sich dies in etwa wie eine Anekdote vorzustellen, die man in Gesellschaft erzählt. Die Zuhörer sollten der Geschichte den nötigen Glauben schenken.
Für Schlegel gab es keine objektive Wahrheit. Demnach sei auch die Novelle einerseits subjektiv, bilde als Kunstform jedoch eine in sich sc…
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Aufbau und Dramaturgie
Was die Dramaturgie und den Aufbau betrifft, so ist auch hier diskussionswürdig, inwiefern der »goldne Topf« die Kriterien einer Novelle erfüllt. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Romantiker formale Kriterien zum Aufbau literarischer Werke, wie sie etwa durch die Klassiker vorgeschlagen wurden, ablehnten. Vereinzelte dramaturgische Charak…
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Das Dingsymbol
Erst 57 Jahre nach Erscheinen des »goldnen Topfes« entwickelte der Schriftsteller Paul Heyse seine sogenannte „Falkentheorie“. In dieser erklärt er, dass der zentrale Konflikt der Novelle durch ein spezifisches Symbol gekennzeichnet sein solle. Als Beispiel zieht er Giovanni Boccaccios »Falkennovelle« heran, in welcher der Falke als Schlüsselmotiv der Handlung fungiert.
Ein derartiges Dingsymbol,…