Student Anselmus

Der scheue Tollpatsch

Der Student Anselmus ist die Hauptfigur der Novelle. Unter Umständen wollte Hoffmann mit dem Namen der Figur an seine Gesangsschülerin Julia Marc erinnern, in die er unglücklich verliebt war. Die junge Frau hatte am Namenstag von Anselmus Geburtstag.

Gleich zu Beginn beschreibt Hoffmann seinen Protagonisten als unbeholfen und ungeschickt. Als Mann von „kräftige[m] Wuchse“ mit „wohlgebildete[m] Gesichte“ scheint er nicht unattraktiv zu sein (S. 6). Jedoch trägt er einen unmodernen und unpassenden Anzug, in dem er ein wenig verkleidet wirkt: „Sein hechtgrauer Frack war nämlich so zugeschnitten, als habe der Schneider, der ihn gearbeitet, die moderne Form nur von Hörensagen gekannt, und das schwarzatlasne wohlgeschonte Unterkleid gab dem Ganzen einen gewissen magistermäßigen Stil, dem sich nun wieder Gang und Stellung durchaus nicht fügen wollte“ (ebd).

Der in Dresden lebende Anselmus wird offenbar vom Pech verfolgt, Missgeschicke und Peinlichkeiten gehören zu seinem Alltag: „Ziehe ich wohl je einen neuen Rock an, ohne gleich das erste Mal einen Talgfleck hineinzubringen […]? Grüße ich wohl je einen Herrn Hofrat oder eine Dame, ohne den Hut weit von mir zu schleudern, oder gar auf dem glatten Boden auszugleiten […]?“ (S. 7).  Aus diesem Grund scheint der schüchterne Student auch bei Frauen nur geringen Erfolg zu haben.

Am Himmelfahrtstag macht sich der tollpatschige Anselmus mit dem wenigen Geld, das er übrig hat, auf den Weg zum Linkischen Bade, einem Dresdner Gartenlokal. Am Tor stößt er den Korb eines alten Äpfelweibs um, deren Ware daraufhin verstreut auf dem Boden liegt und von ein paar Buben gestohlen wird.

Das Weib und auch ihre Kolleginnen von den umliegenden Ständen umringen Anselmus mit lautem Gezeter. Der verschämte Student bringt kein Wort heraus und drückt der Alten als Entschädigung sein gesamtes Geld in die Hand (vgl. S. 5). Als Anselmus wegrennt, ruft ihm das Marktweib einen Fluch hinterher: „Ja renne – renne nur zu, Satanskind – ins Kristall bald dein Fall – ins Kristall!“ (ebd.).

Der isolierte Träumer

Eigentlich wollte Anselmus sein Geld für die Himmelfahrtssause ausgeben, da der Tag „immer ein besonderes Familienfest für ihn gewesen“ (S. 6) war. Wer zu eben dieser Familie gehört, erfährt der Leser jedoch nicht. Auch scheint der zurückgezogene Student nicht viele Freunde zu haben. Lediglich der Konrektor Paulmann und der Registrator Heerbrand warten vermutlich im Lokal auf ihn.

Enttäuscht darüber, dass er ohne einen Pfennig in der Tasche nun auf Bier, Musik und mögliche Frauenbekanntschaften verzichten muss, zieht sich der sensible Jüngling ans Elbufer zurück. Dort lässt er sich schließlich unter einem Holunderbaum nieder und denkt über sein unglückliches und von Missgeschicken gekennzeichnetes Leben nach.

Die Gedanken des selbstmitleidigen Anselmus werden von einem geheimnisvollen Flüstern und Lispeln unterbrochen. In den Worten glaubt der Student zunäch...

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