Erzähler
Allwissenheit
Der Erzähler in E.T. A. Hoffmanns Novelle Der goldne Topf kann als auktorial eingestuft werden, auch wenn viele seiner Aussagen angezweifelt werden können (s.u.). Er verfügt über Distanz zum Geschehen (außer in der zwölften Vigilie) sowie Allwissenheit über die Handlung und Figuren. Der kenntnisreiche Erzähler hat Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere: „Und doch, indem sein ganzes Gemüt der holden Serpentina und den Wundern des Feenreiches bei dem Archivarius Lindhorst zugewandt war, musste [Anselmus] zuweilen unwillkürlich an Veronika denken, ja manchmal schien es ihm, als träte sie zu ihm hin und gestehe errötend, wie herzlich sie ihn liebe […].“ (S. 73).
Auch kommentiert der spitzzüngige Erzähler stellenweise das Verhalten der Figuren mit leichter Ironie. Dies gilt insbesondere für die bürgerlichen Charaktere Paulmann und Heerbrand, welche die Vernunft verteidigen, jedoch selbst aus ihr ausbrechen (vgl. S. 72/73, 78, 89/90) und absurde Erklärungen für Irrationalität heranziehen (vgl. S. 17).
Nicht zuletzt äußert sich die Allwissenheit des Erzählers darin, dass dieser gleichzeitig als Autor auftritt, der die Handlung selbst arrangiert. Er stört die Chronologie durch eingeschobene Szenen (6. und 8. Vigilie, vgl. Vigilienzusammenfassung), baut Zeitsprünge (vgl. S. 91) sowie Rückblenden (vgl. S. 21 ff., 67 ff.) und Vorausdeutungen (vgl. S. 5,101) ein. Dazu gibt er zu Beginn jeder Vigilie einen kurzen inhaltlichen Überblick.
Direkte Leseransprache
Die Figur des Erzählers nimmt eine wechselnde Position in der Novelle ein. Hauptsächlich berichtet er von den Ereignissen, ohne dabei selbst in Erscheinung zu treten. Zwischendrin aber spricht er den Leser direkt an und bezieht ihn in das Geschehen mit ein. Zu diesem Zeitpunkt kommt er selbst in seiner Funktion als Erzähler zum Vorschein.
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