Wahnsinn

Der romantische Wahnsinn

Mit Wahnsinn wird in der Regel ein psychologisch krankhafter Zustand bezeichnet, der sich durch verschiedene Symptome äußern kann. Die Romantiker verstanden darunter nicht zwangsläufig etwas Negatives. So attestierte der Arzt und Naturphilosoph Gotthilf Heinrich Schubert dem Wahnsinn eine intensivere Welterfassung, die dazu beitragen könne, die Zerrissenheit von Mensch und Natur zu überwinden (vgl. Kapitel „Epoche“, Abschnitt „Quellen“).

Im romantischen Wahnsinn läge demnach die Fähigkeit zur tieferen Erkenntnis: Der Wahnsinnige habe …

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Anselmus‘ Wahnsinn

Schizophrenie

Hoffmanns Novelle zeichnet sich durch seine Vieldeutigkeit aus, die sich in vielen möglichen Perspektiven auf das Geschehen äußert. So besteht eine Deutungsvariante darin, den Protagonisten Anselmus als psychisch Kranken zu charakterisieren. Demnach sind all dessen Erlebnisse das Ergebnis von Wahnvorstellungen und einer verzerrten Weltwahrnehmung.

Der Autor beschreibt dabei insbesondere die Symptome einer Schizophrenie, eine der schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen und Psychosen, welche die gesamte Persönlichkeit in unterschiedlicher Weise beeinflusst. Dazu gehören Halluzinationen, Paranoia, Realitätsentfremdung, seelische Zerrissenheit und körperliche Anspannung. Die Symptome der Schizophrenie wurden erst hundert Jahre später durch den Züricher Psychiater Eugen Bleuler (1857- 1939) formuliert.

Paranoia und Zerrissenheit

Zu den Halluzinationen des Anselmus zählen beispielsweise die Lichtspiegelung in der Elbe (vgl. S. 14), die Vision unter dem Holunderbaum (vgl. S. 9) oder die Verwandlung des Türknaufs (vgl. S. 20). Letztere ist zudem als Folge einer Paranoia einzustufen, ebenso wie die spottenden Vögel in Lindhorsts Gewächshaus (vgl. S. 48). All die übernatürlichen Erscheinungen, die der Protagonist wahrnimmt, sind nicht zuletzt als Symptome einer Realitätsentfremdung

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Ursachen des Wahnsinns

Alkohol, schwarze Magie und Fieberwahn

Die Spießbürger selbst bleiben nicht von psychischen Ausnahmezuständen verschont. Laut Heerbrand ist der Wahnsinn sogar ansteckend und hat auf ihn und den Konrektor Paulmann übergegriffen (vgl. S. 90). Damit erklären sich die Herren ihr Benehmen am Vorabend der Punschgesellschaft sowie die wundersame Erscheinung des ʹPapageien-Mannes‘ (vgl. S. 79). Doch auch hier bringt Hoffmann die Wirkung des Alkohols als mögliche Ursache ins Spiel.

Mit Veronika gerät eine weitere Vertreterin des Bürgertums in den Zustand geistiger Entrückung. Hier fungiert der Wahnsinn als negative Einflussnahme durch die schwarze Magie. Durch das Hexenritual der Rauerin gerät die junge Frau an den Rand eines nervlichen Zusammenbruches: „[…] sie fühlte, wie der Anblick des Grässlichen, des Entsetzlichen, von dem sie umgeben, sie in unheilbaren zerstörenden Wahnsinn stürzen könne.“ (S. 60). Den Grund für ihren Zustand sieht Veronika zunächst in einem Alptraum, während ihr Vater und ihre Schwester von einem Fieberwahn ausgehen (vgl. S. 61/62).

Poesie

Mit der Poesie nennt Hoffmann eine weitere Ursache des Wahnsinns. Dieser tritt laut den Philistern…

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