Alchemie

Die Mystik der Alchemie

Die Alchemie geht auf altägyptische und mittelalterliche Traditionen zurück und war im 17. und 18. Jahrhundert Teil der Naturphilosophie. Heute gehört sie zu den Bereichen der Chemie und Pharmakologie. Die Ansichten und Praktiken damaliger Alchemisten scheinen aus heutiger Sicht wissenschaftlich nicht nachvollziehbar zu sein. Vielmehr haftet ihnen etwas Mystisches, Okkultes und Magisches an. Die Alchemie ist weniger naturwissenschaftlich und mehr metaphorisch bzw. philosophisch zu verstehen.

Das Ziel der Alchemisten bestand in der Umwandlung eines profanen chemischen Elementes in einen wertvollen Stoff (sog. Transmutation). So war man der Meinung, aus unedlen M…

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Der Alchemist Lindhorst

Hoffmann lehnt die Figur des Archivarius Lindhorst an einen typischen Alchemisten an. Lindhorst scheint nicht nur geheimnisvolle Bücher zu verwahren, sondern nebenher auch eine Art Laboratorium zu betreiben. Was der „alte[ ] wunderliche [ ] merkwürdige [ ] Mann“ (S. 18) da eigentlich genau treibt, weiß niemand so genau. So kann auch der Registrator Heerbrand nur Vermutungen anstellen: „[…] man sagt, er treibe allerlei geheime Wissenschaften, da es nun aber dergleichen eigentlich nicht gibt, so halte ich ihn eher für einen forschenden Antiquar, auch wohl nebenh…

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Stoffumwandlungen und Metamorphosen im »goldnen Topf«

In Hoffmanns Novelle lassen sich viele Beispiele für Stoffumwandlungen und Metamorphosen finden. Allem voran gilt dies für die Figuren Lindhorst und Äpfelweib, die mithilfe ihrer magischen Kräfte ihre Gestalt verändern können. So verwandelt sich der Archivarius nach einer Begegnung mit Anselmus in einen weißgrauen Geier (vgl. S. 35) oder geht urplötzlich aus einer Feuerlilie hervor (vgl. S. 48/49). Auch das Äpfelweib ändert seine Erscheinungsform, taucht mal in Gestalt der Liese (vgl. S. 44), mal als Türklopfer (vgl. S. 26) und ein weiteres Mal als Kaffeekanne (vgl. S. 43, 85) auf.

Die Verwandlung des Menschen in ein höheres Selbst, wie sie dem Alchemie-Verständnis des Dichters Novalis entspricht, lässt sich an der Ent…

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Fantastische Hybridwesen

Ein weiteres Charakteristikum der Alchemie ist die Erschaffung künstlicher Lebewesen durch die Verbindung chemischer Elemente. Die Übertragung von chemischen Reaktionen auf den Menschen ist jedoch allegorisch zu verstehen.

Hybridwesen, die sich zumeist aus zwei Identitäten zusammensetzen, finden sich auch im »goldnen Topf« wieder. Ein klassisches Beispiel ist die Schlangenfrau Serpentina, die die menschlichen Eigenschaften mit denen eines Reptils vereint. Ihre Doppelexistenz zwischen Mensch und Tier spiegelt sogleich ihren Zwie…

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