E.T.A. Hoffmann
Heute kennen wir ihn hauptsächlich als Schriftsteller der Romantik: E. T. A. Hoffmann. Sein wohl berühmtestes Werk ist die Erzählung „Der Sandmann“, ein typisches Beispiel für romantische Schauerliteratur. Auch wenn J. W. von Goethe sich abwertend über Hoffmanns Werk äußerte, indem er es als „kranke“ Romantik bezeichnete, ließen sich von Hoffmann berühmte Autoren stilistisch inspirieren, so z. B. Poe, Dickens, Puschkin oder Dostojewski. Und für das berühmte Ballett „Der Nussknacker“ von Tschaikowski diente ein Märchen Hoffmanns als literarische Vorlage.
Doch die Schriftstellerei war nicht unbedingt der Mittelpunkt seines kurzen Lebens: Hoffmann hatte viele Talente, und er befand sich häufig im Zwiespalt zwischen bravem Bürgertum und wildem Künstlerleben. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann hieß eigentlich Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann. Seinen dritten Vornamen änderte er in Amadeus – aus Verehrung dem klassischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gegenüber. Dieses Beispiel zeigt, wie viel Leidenschaft Hoffmann für die Kunst übrig hatte – Musik, Literatur und Zeichnen begleiteten ihn durchs Leben. Doch sein Geld verdiente er sich auf sehr bürgerliche Art und Weise.
Hoffmann wird am 24. 01. 1776 im damals preußischen Königsberg (heute Kaliningrad) als drittes Kind geboren. Sein Vater, Christoph Ludwig Hoffmann, ist Hochgerichtsadvokat, und die Mutter, Luise Albertine (geb. Dörrfer) ist eine Advokatentochter. Im Fach Jura soll auch Sohn Ernst einmal seinen beruflichen Werdegang finden. Die Kindheit Hoffmanns ist schwierig. Der Vater ist Alkoholiker, und die Mutter leidet unter psychischen Störungen. Es folgt eine Trennung der Eheleute, und Hoffmann zieht mit seiner Mutter zur Großmutter, wo sein strenger Onkel die Erziehung übernimmt. Hoffmann bekommt sehr früh eine musikalische Ausbildung mit Gesangs- und Instrumentalunterricht. 1799 beginnt Hoffmann, selbst Musik zu schreiben. Seine Oper „Undine“ ist die erste deutsche Oper, die der romantischen Epoche zuzuordnen ist.
Obwohl er sich zum Musiker berufen fühlt, studiert Hoffmann Rechtswissenschaften. Bereits mit 19 Jahren schließt er sein Studium ab und beginnt seine Amtstätigkeit. Nach seinem zweiten Staatsexamen 1798 wird er nach Berlin versetzt. In seiner Studienzeit hat Hoffmann eine Affäre mit Dora Hatt, einer älteren, verheirateten Frau und Mutter vieler Kinder. Hoffmann war unglücklich in Dora Hatt verliebt, am Ende muss er von ihr Abschied nehmen.
Hoffmanns Liebesleben verläuft nicht immer unproblematisch. Er verlobt sich mit seiner Cousine Minna, doch nach vier Jahren löst er die Verlobung, um kurz darauf, im Jahre 1802, Maria Thekla Michalina zu heiraten. Nach drei Jahren wird die Tochter Cäcilia geboren, doch das Kind verstirbt mit nur 2 Jahren. Mit Maria bleibt Hoffmann zusammen, doch er verliebt sich hin und wieder außerhalb seiner Ehe. Als er 34 Jahre alt ist, verliebt er sich in die 13-jährige Gesangsschülerin Julia Mark. Die Liebe bleibt unerwidert, doch es handelt sich ohnehin eher um eine idealisierende, anbetende Liebe von Hoffmanns Seite. Er lässt sich durch das Mädchen zu vielen seiner literarischen Frauenfiguren inspirieren. Eine andere Sängerin, für die Hoffmann eine Schwäche entwickelt, ist Johanna Eunicke, die bei der Uraufführung von „Undine“ im Schauspielhaus Berlin im Jahre 1816 die Hauptrolle übernimmt, im Alter von 18 Jahren.
Hoffmann, der seinen Beruf als Jurist hauptsächlich aus finanziellen Gründen ausübt, hat öfter Konflikte mit der Obrigkeit. Er fertigt Karikaturen von bekannten Personen an. 1802 wird er deswegen nach Plock strafversetzt. Auch später verziert er seine Texte gern mit seinen eigenen Zeichnungen. Zwei Jahre später wird Hoffmann als Regierungsrat nach Warschau versetzt. Als 1806 französische Truppen Preußen besetzen und nach Warschau einmarschieren, verweigert Hoffmann Napoleon den Ergebenheitseid. Er verliert seine Stellung und schlägt sich nun einige Jahre im künstlerischen Bereich durch. Er arbeitet in Warschau, Bamberg, Leipzig, Dresden und Berlin als Kapellmeister, Theaterkomponist, Bühnenbildner, Musiklehrer und Musikkritiker.
Hoffmann schreibt in dieser Phase seine erste Erzählung, „Ritter Gluck“, die dem verstorbenen Komponisten Christoph Willibald Gluck gewidmet ist. Für Hoffmann und seine Frau ist es finanziell eine schwierige Zeit. Hoffmann erlebt 1813 die Schlacht von Dresden und die Besetzung durch Napoleon. Er kehrt ein Jahr später wieder in den preußischen Staatsdienst am Kammergericht Berlin zurück. Als Jurist läuft die Karriere wieder besser. Ab 1815 wohnen er und Maria am Gendarmenmarkt. Hier entsteht der Roman „Die Elixiere des Teufels“ und der Zyklus „Nachtstücke“, in dem auch „Der Sandmann“ und „Die Bergwerke zu Falun“ enthalten sind.
Hoffmanns Leben ist nun ein Spagat zwischen Beamtentum und dem Leben als Autor fantasievoller Werke. Interessanterweise ist es ein typisches Merkmal von Hoffmanns Erzählungen, dass die Grenzen von Fantasie oder Traum und Realität in der Handlung miteinander verschwimmen. Der Schriftsteller interessiert sich besonders für die düsteren Seiten der menschlichen Psyche und für geistige Krankheiten. Auch dies spiegelt sich in seiner Literatur wider. Der Verfasser ertränkt seine eigenen Probleme häufig in Alkohol. Er ist Stammgast in einem Weinhaus am Gendarmenmarkt, weshalb er übrigens heute auf der Sektflasche des Hauses zusammen mit seinem Freund Ludwig Devrient beim Zechgelage abgebildet ist.
In Hoffmanns letzten Jahren entsteht die Sammlung „Die Serapions-Brüder“, in der auch die Kriminalnovelle „Das Fräulein von Scuderi“ enthalten ist, der Roman „Lebensansichten des Katers Murr“ und das Märchen „Meister Floh“. Letzteres zeigt, dass Hoffmann immer noch gerne auf seine eigene Art gegen bestimmte Machtverhältnisse rebelliert. In dem Märchen macht er sich über den konservativen Polizeidirektor Carl Albert von Kamptz lustig. Das bringt Hoffmann ein Disziplinarverfahren ein, das Manuskript wird zunächst beschlagnahmt. Hoffmann ist zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt. Er hat sich Syphilis zugezogen, und als Folge lähmt ihn nun eine Rückenmarkserkrankung. Den Schluss von „Meister Floh“ und anderen Erzählungen muss Hoffmann diktieren. „Meister Floh“ erscheint zunächst zensiert im Jahre 1822, kurz vor Hoffmanns Tod. Er stirbt am 25. 06. 1822 in Berlin.
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