Ernst Stadler

Der 1883 in Colmar geborene Ernst Stadler wächst in Straßburg auf, wo sein Vater als Staatsanwalt und später als Ministerialrat und Kurator an der Universität tätig ist. Stadler studiert zunächst Germanistik und Romanistik in Straßburg und München, promoviert und geht schließlich nach Oxford, wo er 1912 seine Habilitation im Bereich Anglistik und Germanistik abschließt.

Stadler startet eine Karriere in der Wissenschaft und lehrt überwiegend an der Universität Brüssel Deutsche Philologie ab dem Jahr 1912. 1913 will Stadler dem Ruf der Universität Toronto folgen, doch auch er muss in den Krieg ziehen und stirbt 1914 in Belgien.

Bereits seit seiner Schulzeit im Jahr 1902 tritt Stadler der Gruppe „Jüngster Tag“ bei, einem Zusammenschluss junger Schriftsteller. Er arbeitet aktiv an der wichtigsten expressionistischen Zeitschrift, „Die Aktion“, mit. Auch in anderen literarischen Zeitschriften veröffentlicht er zahlreiche Beiträge und eigene Gedichte.

1905 erscheint Stadlers erster Gedichtband „Praeludien“, und zwar noch im Stil des neuromantischen Symbolismus. Seine zweite Gedichtsammlung „Der Aufbruch“ wird 1914 veröffentlicht und präsentiert mit hymnischen gereimten Langversen eine neue lyrische Form. Im Gegensatz zu den meisten Gedichten des Expressionismus, die eine dunkle resignierende Stimmung evozieren, erzählen Stadlers Gedichte von einem möglichen Neuanfang, wofür das Motiv des Aufbruchs konstitutiv in seiner Lyrik ist. Darum ist die Tat ein Grundthema seiner Gedichte. Die Kunst hat für Stadler immer die Aufgabe, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen und Neues zu bewirken.

Die Großstadt sowie die fortschreitende Industrialisierung oder der nahende Krieg bieten in Stadlers Verständnis die Möglichkeit, ein neues, rauschhaftes Erlebnis zu erfahren.  Dabei soll das Ich die eigenen Grenzen überwinden und spirituell über sich hinauswachsen, um sich mit dem Weltganzen vereinen zu können. Formal experimentiert Stadler in seinen Gedichten mit der Dichtungstradition, um auch hier aus dem Bekannten auszubrechen und zu neuen Formen zu finden. Für seinen Schreibstil steht programmatisch das Gedicht „Form ist Wollust“.

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