Rezension
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ thematisiert die Erlebnisse des 18-jährigen Protagonisten Paul Bäumer während des Ersten Weltkriegs. Er befindet sich mit seiner Kompanie neun Kilometer hinter der Westfront im zermürbenden Stellungskrieg. Bäumer, der sich freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet hat, erinnert sich an seine Kindheit und Jugend. Er und seine neuen Freunde aus der Kompanie, ebenfalls zumeist junge Rekruten, denken mit Schrecken an ihre grausame Ausbildung zu Soldaten zurück. Der erfahrenere Stanislaus Katczinsky, das Haupt der Gruppe, bringt den Jüngeren das Überleben auf dem Schlachtfeld bei.
Obwohl sich die Rekruten freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet haben, müssen sie schnell feststellen, dass sie sich einer Illusion hingegeben haben. Statt Heldentum wartet permanent verlangter Gehorsam auf sie, ebenso wie menschliches Verderben und schreckliche Erfahrungen. Das Einzige, was ihnen bleibt, ist die Kameradschaft. Schnell bildet sich zwischen Bäumer und den anderen Rekruten eine sehr intensive und innige Beziehung heraus, die außerhalb dieses Szenarios kaum möglich erscheint. Gemeinsam versuchen sie, die schreckliche Zeit an der Front durchzustehen.
Während eines Heimaturlaubs muss Bäumer feststellen, dass ihn der Alltag an der Kriegsfront für ein ziviles Leben unbrauchbar gemacht hat, verbittert kehrt er zu seinen Kameraden zurück. Er wird verletzt und muss einige Zeit in einem Lazarett verbringen. Nach seiner Rückkehr muss der Protagonist miterleben, wie seine Kameraden und Freunde dem Krieg nach und nach zum Opfer fallen. Er selbst wird als Letzter von ihnen getötet, und zwar ganz kurz, bevor der Krieg ein Ende findet.
Der Roman liest sich fast schon wie ein Kriegstagebuch. In kurzen, knappen Episoden beschreibt Paul Bäumer, was er und seine Kameraden auf dem Schlachtfeld erleben. Er spricht von Verletzten, Toten und schildert detailgetreu, wie die deutschen Soldaten während des Stellungskriegs an der Westfront lebten.
Der Autor des Romans, Erich Maria Remarque, hat selbst im Ersten Weltkrieg gekämpft und schildert aus diesem Grund nicht nur das Schicksal Tausender junger Soldaten, sondern auch sein eigenes. Remarque selbst wurde schon kurze Zeit nach Beginn seines Einsatzes verwundet, sodass er über längere Zeit in einem Lazarett behandelt werden musste. Die Gräuel und Qualen, die den jungen Männern an der Front widerfahren sind, hat er also – wenn auch nicht unmittelbar – miterlebt, als sie mit schweren Verwundungen eingeliefert worden sind.
Die Tatsache, dass Remarque nichts rein Fiktives beschreibt, sondern Handlungen, die er tatsächlich miterlebt hat, verleihen „Im Westen nichts Neues“ einen besonders authentischen Charakter. Das Buch lässt den Leser das Leiden der Kriegsgeneration miterleben, zieht ihn in seinen Bann. Die pazifistische Botschaft ist mit jeder Faser spürbar und nach beendeter Lektüre sucht man umso mehr, aber auch umso vergeblicher einen Sinn in den kriegerischen Handlungen, der aber nicht zu finden ist.