Der Erste Weltkrieg
Die Voraussetzungen des Kriegs und die Ermordung des Thronfolgers
Die deutsche Außenpolitik änderte sich mit der Entlassung Bismarcks (1890) grundlegend. Er wollte politische Konflikte mit den Nachbarländern mithilfe eines geschickten Bündnissystems umgehen. Wilhelm II. und das deutsche Großbürgertum, der Adel und das Militär träumten jedoch von einer Vormachtstellung des Landes. Zuerst fasste man Fuß im Osmanischen Reich: Deutsche Offiziere beteiligten sich am Umbau der türkischen Armee, die wichtige Bagdadbahn von Istanbul nach Basra wurde von deutschen Banken finanziert. Der Balkan rückte für Deutschland immer mehr in den Interessenfokus, was die Basis für die Konflikte mit Russland legte. Auf dem Balkan jedoch machte sich unter den slawischen Völkern eine antideutsche und antiösterreichische Stimmung breit.
In der festen Überzeugung, eine deutsche Vormachtstellung nur mit einer starken Kriegsflotte erringen zu können, wurde der Flottenbau forciert. Diese Tatsache versetzte jedoch England in Aufruhr, das seine Stellung als dominierende Seemacht in Gefahr sah. Mit der „Entente Cordiale“ (1904) versuchte England, seine Beziehungen zu Frankreich zu verbessern, um ein Gegengewicht zu Deutschland bilden zu können. Deutschland hatte sich in eine Außenseiterstellung manövriert: Mit seiner Türkei-Politik hatte es Russland verärgert, das Flottenbauprogramm entfernte das Land von Frankreich und England. Die Folge: Das Deutsche Reich gliederte sich verstärkt an das österreichisch-ungarische Bündnis an.
Für die Doppelmonarchie (Österreich und Ungarn) war der Nationalismus der südslawischen Staaten ein ernst zu nehmender Konfliktherd, da er ein Königreich aus Serbien, Kroatien und Slowenien anstrebte. Serbien konnte auf russische Unterstützung hoffen, da Russland an einer Schwächung Österreich-Ungarns interessiert war.
Am 28. Juni 1914 wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau in Sarajewo von Mitgliedern einer serbischen Geheimorganisation erschossen. Zuvor hatte Deutschland seinem Bündnispartner Österreich-Ungarn Unterstützung gegen Serbien zugesagt, was Wilhelm II. nun dazu veranlasste, Serbien den Krieg zu erklären. Daraufhin befahl Russland die „Gesamtmobilmachung“ seines Militärs, was zu einer Kriegserklärung der Deutschen an Russland führte. Deutschland wollte um jeden Preis einen Zweifrontenkrieg vermeiden und erklärte aus diesem Grund auch Frankreich den Krieg. Man ging davon aus, das Land rasch besiegen zu können. Unter Verletzung des Völkerrechts marschierten die Deutschen am 4. August in das neutrale Belgien ein, woraufhin sich auch England zum Eintritt in den Krieg entschied.
Der Kriegsverlauf
Der Erste Weltkrieg beginnt am 1. August 1914. Über zwanzig Nationen der Entente (hauptsächlich Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland und später die USA) werden gegen die vier Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Bulgarien) kämpfen. In Europa wird an der Westfront, an der Ostfront, an der italienischen Front und an der Balkanfront gekämpft.
Der Westfront wird schon von Anfang an als entscheidender Faktor betrachtet. Fast die gesamten militärischen Handlungen finden in Belgien und in Frankreich statt. Die deutsche Strategie, durch einen Überraschungsangriff mit massivem Einsatz von Infanterie, Kavallerie und Artillerie Frankreich einzukesseln und schnell zu besiegen, scheint zunächst erfolgreich zu sein. Das neutrale Belgien und die nördlichen Gebiete Frankreichs werden rasch besetzt. Die „Schlacht an der Marne“ (6. - 10. September 1914) bringt jed...