Rezeption und Kritik
Kurz nach der Veröffentlichung von „Fabian“ kommt es 1931 zu einer sehr gegensätzlichen Rezeption des Romans. Die Nationalsozialisten kritisieren das Werk heftig, da sie darin negativ dargestellt und als Hornochsen „mit dem Ehrgefühl von gekränkten Truthähnen“ (S. 255) bezeichnet werden. Auch die ausschweifende Sexualität, die einige der Figuren ausleben, ist den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Ein anonymer Rezensent im „Völkischen Beobachter“ bezeichnet das Werk als eine „Sudelgeschichte“ mit der „Schilderung untermenschlicher Orgien“[1].
In seinem Artikel „Fabian und die Kunstrichter“ nimmt Kästner 1931 Stellung zu diesen Vorwürfen und verteidigt sein Werk gegen diese Anschuldigungen. Auf der anderen Seite trifft Kästner mit der Darstellung des ausschweifenden Lebens der Großstadt den Zeitgeist des modernen und liberalen Zweiges der Gesellschaft ganz genau, dessen Mitglieder begeistert auf das Werk reagieren. So verkauft es sich bereits in den ersten Monaten nach seiner Veröffentlichung über dreißigtausend Mal, und zwar unabhängig von den Hasstiraden der Nationalsozialisten, und wird eines seiner erfolgreichsten Werke.
Marcel Reich-Ranicki bezeichnet das Werk im Nachhinein ein „Plädoyer für die Vernunft in den...